Wer in der vergangenen Woche die Aktienmärkte beobachtet und sich auch mit den einschlägigen Finanzmedien beschäftigt hat, konnte es leicht mit der Angst zu tun bekommen. Mich erreichen in solchen Börsenphasen für gewöhnlich mehrere Mails von euch als sonst. Auf Grund der aktuellen Lage habe ich diesen Artikel in vereinfachter Form bereits letzte Woche für die Abonnenten meiner Facebookseite veröffentlicht. Heute möchte ihn gerne zum regulären Erscheinungstermin allen zur Verfügung stellen und hoffe, dass er eure Fragen beantwortet.

 

Wie wird die Situation in den Medien dargestellt?

 

„DAX stürzt, Dow Jones wankt, Tech-Aktien knicken ein!“ (manager-magazin)

„Crash-Angst an der Börse! Was Anleger nun tun sollten (manager-magazin)

„Gefährliche Turbulenzen an den Börsen!“ (Wirtschaftswoche)

„Kurskorrektur oder Beginn der Baisse?“ (Wirtschaftswoche)

„Die Rezession kommt womöglich schneller als gedacht!“ (Handelsblatt)

„Dow-Jones unter 25000 Punkte: Großes Crash-Potenzial (Börse-Online)

Für eine sachliche Aufarbeitung darf man nie vergessen, dass die Medien auf Aufmerksamkeit angewiesen sind. Aufmerksamkeit erreicht man heutzutage leider nur über möglichst spektakuläre Headlines. Wenn früher wirklich krasse Kursstürze für reißerische Börsenbegriffe notwendig waren, wird heute das Wort „Crash“ oft schon bei Tagesverlusten eines Index im Bereich von rund 1,5 % hervorgekramt. Je schlechter die Nachricht, desto besser lässt sie sich verkaufen. Das sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man eine Situation sachlich einordnen möchte.

Finden wir zunächst heraus was die Stunde wirklich geschlagen hat. Befinden wir uns nun in einer Konsolidierung, einer Korrektur, einem Crash oder einer Baisse? Dazu schauen wir uns einmal die Begrifflichkeiten an:

Nach starken Kursanstiegen kommt es manchmal zu einem leichten Kursrückgang oder auch zu einer Seitwärtsbewegung des Marktes. In einem solchen Fall spricht man von einer Konsolidierung. Der Markt nimmt sich eine kurze Auszeit und setzt anschließend seinen Aufwärtstrend wieder fort. Die grundsätzliche Stimmung bleibt positiv. Die Konsolidierung kann einen oder auch mehrere Tage andauern. Eine Seitwärtsbewegung dauert auch gerne einmal mehrere Wochen. In einer Konsolidierung schwankt oder verliert ein Index ungefähr um bis zu 5 Prozent.

Im Vergleich zur Konsolidierung fällt die Korrektur heftiger aus und kann durchaus einige Monate andauern. Bei Kursrückgängen von 5 bis 20 Prozent innerhalb einiger Tage oder Wochen spricht man bei der auf eine Übertreibungsphase folgenden Abwärtsbewegung des Marktes von einer Korrektur. Eine Korrektur fällt heftiger aus als eine Konsolidierung und kann durchaus einige wenige Monate andauern. Einzelne Aktien können dabei auch um einiges mehr an Wert verlieren. Durch eine Korrektur werden teure Aktien wieder attraktiv und es ergeben sich Einstiegsgelegenheiten, da die Kurse nach einer Korrektur wieder ansteigen.

Ein Crash liegt vor, wenn ein langjähriger Aufwärtstrend innerhalb kurzer Zeit beendet wird. Um von einem Crash zu sprechen, sollten schon Kursverluste von mehr als 20 Prozent vorliegen. Hohe einstellige oder auch zweistellige Kursverluste innerhalb eines Tages sind auch möglich und versetzen viele Anleger in Panik. Den letzten klassischen Crash gab es im Zuge der Finanzkrise ab Mitte 2007.

Ein Bärenmarkt (Baisse) ist eine längere Periode mit stetig abwärts tendierenden Kursbewegungen. Man spricht von einem Bärenmarkt wenn sich die wichtigen Aktienindizes mehr als 20 Prozent von ihrem Höchststand entfernen. Die Grundstimmung an den Märkten ist pessimistisch. Solche Phasen können ein bis mehrere Jahre andauern. Wirtschaftskrisen, Zinsanhebungen oder politische Unruhen können Bärenmärkte auslösen. In einem solchen Umfeld kann es zu Konsolidierungen oder Korrekturen nach oben kommen. Im Gegensatz dazu nennt man steigende Märkte Bullenmarkt (Hausse). Bullenmärkte dauern durchschnittlich deutlich länger als Bärenmärkte.

Was passiert an den Aktienmärkten dieser Welt wirklich?

Der DAX hat seit Jahresbeginn ca. 13 Prozent an Wert verloren. Seit seinem Allzeithoch sind es rund 18 Prozent. Aktuell befinden wir uns ungefähr auf dem Stand von Dezember 2017.

Der Dow Jones weist einen Wochenverlust von knapp 3 Prozent auf. Seit seinem Hochpunkt vom Anfang des Monats ging es ca. 3000 Punkte nach unten. Hier sprechen wir von einem Rückgang über ca. 8 Prozent. Seit dem höchsten Stand aller Zeiten wohlgemerkt.

Der S&P 500 gibt seit seinem Allzeithoch innerhalb eines Monats fast 9 Prozent nach.

Bei den Technologiewerten schaut die Lage ähnlich aus: Der Nasdaq verliert seit seinem Hoch ca. 10 Prozent seit Anfang Oktober und der deutsche TecDax verliert etwa 20 Prozent seit seinem Allzeithoch. Letzterer benötigte für diesen Rückgang allerdings zwei Monate.

In den vergangenen Wochen und besonders in den vergangenen Tagen kam es also zu größeren Kursverlusten an den Kapitalmärkten dieser Welt. Ob der Handelsstreit zwischen den USA und China, die steigenden Zinsen in den USA, die Angst vor nachlassendem Wachstum in China, die Italien-Krise oder einfach die Mischung aus allem die Ursache sind, kann man nur spekulieren. Ich weiß es nicht! Man könnte auch sagen: Manchmal steigen die Aktienmärkte, manchmal fallen sie. Jetzt fallen sie eben.

Auffällig ist, dass konjunkturabhängige Aktien und auch Nebenwerte derzeit besonders stark verprügelt werden. Bei BlackRock, dem größten Vermögensverwalter der Welt. werden schon seit Jahresbeginn überproportional viele Gelder abgezogen. Auch viele institutionelle Anleger nehmen ihr Geld aus dem Markt. Hierbei könnte es sich um Anzeichen handeln, die für einen Übergang in einen Crash oder einen länger dauernden Bärenmarkt sprechen. Diese Argumente sind jedoch nicht abschließend aufgezählt.

Ebenso könnte es aber wie in 2016 laufen, wo sich die Kurse bereits nach kurzer Zeit wieder erholt haben und der Eindruck entstand, dass der Markt nur Anlauf genommen hatte, um mit Schwung neue Hochpunkte zu erreichen. Für dieses Szenario spricht, dass die Geschäftszahlen der meisten Unternehmen weiterhin in Ordnung sind und keine Anzeichen für ein Ende ihrer Erfolgsstory aufweisen.

Aktuell befinden wir uns also in einer Korrekturphase. Welches Szenario letztendlich eintritt, ist unklar. Wenn jemand behauptet zu wissen, dass er die weitere kurzfristige Entwicklung bereits heute kennen würde, liegt die Vermutung nahe, dass er damit Geld verdienen möchte. Ich möchte meine Anlageentscheidung jedenfalls nicht auf Prognosen anderer aufbauen. Es ist überhaupt nicht nötig, dass ich mich vorher auf ein kurz- oder mittelfristiges Szenario festlege.

In der Vergangenheit habe ich immer wieder betont, wie wichtig es ist, dass man eine Strategie hat. In Phasen wie diesen wird das umso mehr deutlich. Es ist weniger relevant, wie diese Strategie im Einzelnen ausgestaltet ist, wertvoller ist, dass man überhaupt über eine verfügt und in relevanten Phasen nicht völlig orientierungslos im Dunkeln tappt.

 

Wie verhalte ich mich nun also in dieser Situation?

Zunächst einmal bewahre ich die Ruhe, denn Kursschwankungen sind völlig normal und gehören zum Vermögensaufbau mit Aktien dazu. Schon in Zeiten steigender Aktienmärkte habe ich mich intensiv damit auseinandergesetzt, wie es sein würde, wenn mein Depot halbiert oder schlimmer reduziert werden würde. Darauf bin ich vorbereitet und werde damit zurecht kommen. Solange ich meine Werte nicht verkaufe, handelt es sich außerdem nur um Buchverluste, existieren also nur auf dem Papier. Real werden sie erst bei einem Verkauf.

Wer meinen Newsletter in den letzten Monaten verfolgt hat, weiß, dass ich über einen hohen Cashanteil im Depot verfüge. Rund 20 % meines Depotwertes stehen für weitere Investitionen zur Verfügung. Ich halte es für extrem wichtig, nicht schon bei jedem kleinen Rücksetzer nachzukaufen. Der Aufbau des Cashbestandes hat mich viel Disziplin und Geduld gekostet. Er ist das Resultat davon, dass ich bei steigenden Kursen mehr gespart und mehr Erträge generiert habe als Kapital zu investieren. Nun kann ich davon profitieren.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass dieser Wert noch höher sein könnte. Alle meine Investitionen der vergangenen zwölf Monate stehen aktuell im Minus. Auch wenn ich schon sehr vorsichtig agiert habe und mich punktuell von teuren Aktien getrennt habe, wäre noch mehr möglich gewesen.

Wer jetzt voll investiert ist, dem bleibt leider nichts anderes übrig als diese Phase auszusitzen und Geduld aufzubringen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es sich besser anfühlt, bei Marktrückgängen mit ausreichend Munition da zu stehen und nicht hilflos ausgeliefert, sondern jederzeit handlungsfähig zu sein. Auch wenn der Verzicht auf größere Käufe in steigenden Aktienmärkten nicht leicht fällt. Viele Aktien sind einfach heute deutlich günstiger als in den letzten Wochen und Monaten.

Mit meiner antizyklischen Strategie möchte ich Qualitätsaktien möglichst in der Nähe ihres Tiefpunktes kaufen. Den absoluten Tiefpunkt zu treffen ist nicht möglich, denn leider lernt man diesen erst hinterher kennen. Diese Wahrheit sollte man ganz bewusst akzeptieren und nicht doch irgendwie versuchen die optimale Marke punktgenau zu treffen.

Um jedoch in die Nähe zu kommen, warte ich auf das Kaufsignal des Marktes, das mir durch den Dividenden-Alarm angezeigt wird. Der Markt besteht in diesem Fall aus den rund 360 Aktien, die von diesem Tool überwacht werden. Ich gehe davon aus, dass die meisten von euch keine Dividenden-Alarm-Kunden sind und verwende einfach zur Veranschaulichung den DAX als Beispiel. Das macht meine Vorgehensweise ebenso gut deutlich.

DAX_Chart_20181028
Quelle: ariva.de, eigene Markierung

Zunächst einmal wird deutlich, dass aus langfristiger Sicht bislang noch fast gar nichts nennenswertes passiert ist. Der Hochpunkt des DAX lag bei ca. 13500 Punkten. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass 60 Prozent Rückgang von einem Hochpunkt in großen Krisen nicht unrealistisch sind. Ob es sich hier nun um eine große Krise handelt, ist derzeit nicht bekannt. Auf 60 Prozent Rückgang richte ich mich trotzdem vorsichtshalber ein. Damit würde sich der DAX bei 5500 Punkten befinden.

Nun teile ich den Weg bis dorthin in drei ungefähr gleiche große Abschnitte. Der erste Abschnitt liegt also bei etwa 10800 Punkten (1). Der zweite bei ca. 8100 Punkten (2) und der dritte bei ungefähr 5500 Punkten (3).

Erreicht der DAX nun die Markierung (1) werde ich 50 Prozent meines Cashbestandes gezielt in Aktien investieren. Dreht der DAX anschließend wieder dauerhaft nach oben, habe ich wenigstens einen Teil meines Cash zu günstigen Kursen investiert. Klettert der DAX die Leiter stattdessen weiter bis zur Markierung (2) herab, investiere ich auch die zweite Hälfte.

Sollte die aktuelle Börsenphase in einen Crash oder in einen Bärenmarkt übergehen und sehen wir noch einmal mittlere vierstellige Punktzahlen im Bereich der Markierung (3), würde ich weitere 10-15 Prozent meines Depotwertes mit Hilfe von Fremdkapital investieren. Diese Vorgehensweise erfordert sehr viel Erfahrung und eine reflektierte Herangehensweise. Den Einsatz von Fremdkapital möchte ich daher ausdrücklich nicht ohne zusätzliche Informationen empfehlen. Dies würde an dieser Stelle jedoch den Rahmen sprengen. Ich werde in einem späteren Artikel gerne näher darauf eingehen.

Welche Aktien ich konkret kaufe sagt mir meine Watchlist, die in solchen Phasen zu einer Einkaufsliste wird. Die Einstiegskurse habe ich auf Basis der Auswertungen des Dividenden-Alarms* definiert.

 

Fazit:

Mit meiner Vorgehensweise bin ich unabhängig davon, wie sich der Markt weiter verhält und habe für jedes Szenario eine entsprechende Handlungsoption vorbereitet. Um in eine solch komfortable Position zu kommen, muss der Grundstein hierfür jedoch bereits in Zeiten steigender Märkte gelegt werden.

Hierbei handelt es sich ausdrücklich um meine persönliche Strategie. Ich bin davon überzeugt, dass dies für mich die beste Lösung ist. Das muss jedoch nicht automatisch auch auf euch zutreffen. In eurem Fall kann eine andere Strategie besser geeignet sein. Meine Vorgehensweise hat nicht den Anspruch den optimalen Tiefpunkt zu treffen, sondern sie soll möglichst viel Kapital zu möglichst günstigen Preisen investieren und mich zugleich unabhängig vom Eintritt der weiteren Szenarien machen.

Ich möchte mir den weiteren Verlauf der Märkte entspannt ansehen können und nicht auf ein bestimmtes Szenario angewiesen sein. Das wäre mir viel zu anstrengend.

Dafür nehme ich in Kauf bei ungünstigem Verlauf nicht das gesamte Cash unter die Leute bringen zu können. In diesem Fall parke ich die übrigen Cashmittel wieder bei Bondora Go & Grow und nehme bis zu 6,75 Prozent Rendite mit, während ich auf die nächste Gelegenheit warte. Das Geld wird dann eben später in Aktien investiert (Gleich nach dem Aufruf könnt ihr die Seite oben rechts auf die deutsche Sprache umstellen).

Wenn ihr wissen möchtet, welche Aktien aktuell günstig zu haben sind, könnt ihr gerne einen Blick in die Kurzprofile werfen.

Hat euch der Beitrag gefallen? Dann gib mir doch ein „Daumen hoch“ bei Facebook. Wie ist eure Strategie in der aktuellen Börsenphase? Seid ihr voll investiert oder habt ihr Reserven gebildet? Investiert ihr vielleicht sogar regelmäßig um das Market-Timing zu umgehen? Ich freue mich auf eure Kommentare!

Bild: © panthermedia.net /Petrovich99

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Wichtiger Hinweis zu § 85 WpHG – Haftungsausschluss

Die hier vorgestellten und besprochenen Geldanlagen befinden sich teilweise in meinen privaten Depots oder auf der Beobachtungsliste. Alle Beiträge dienen lediglich der Information oder der Unterhaltung. Sie stellen ausdrücklich keinerlei Empfehlung oder Kaufaufforderung dar. Ich leiste keine rechtsgeschäftliche Anlageberatung und kann diese auch nicht ersetzen. Dies gilt für sämtliche Kommunikationswege. Bei den hier erläuterten Anlageentscheidungen handelt es sich um meine subjektive Meinung. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Geldanlagen immer mit Risiken behaftet sind, die bis zum Totalverlust führen können. Eine Haftung für eure Anlagenentscheidungen kann ich nicht übernehmen. Ihr handelt eigenverantwortlich und auf eigene Gefahr. Vor einer Anlageentscheidung empfehle ich euch die Inanspruchnahme einer professionellen Beratung.