3 Gründe, warum ich mich für aktives Investieren entschieden habe

aktives Investieren

Zwischen aktivem und passiven Investieren gibt es erhebliche Unterschiede. Sie liegen in den grundsätzlichen Annahmen des Anlegers und in der Art, wie man über den Gesamtmarkt nachdenkt. Sie liegen in unterschiedlichen Voraussetzungen in Bezug auf das Anlagevolumen, den Lernwillen und die Risikobereitschaft. Und sie liegen in der Zielsetzung und in der Strategie, die ein Anleger verfolgt. Mit diesem Artikel möchte ich mich eindeutig für aktives Investieren positionieren.

Beim passiven Investieren geht es darum, einen Aktienkorb aus einem Index, mehreren Indizes oder einen Index selbst auszuwählen. Beim aktiven Investment stehen mir zwei Parameter zur Verfügung, um mein Ziel, zum Beispiel eine bessere Rendite gegenüber dem Gesamtmarkt zu erzielen, erreichen zu können:

a) Durch die gezielte Auswahl einzelner Unternehmen, Branchen oder Regionen, die ich dem Gesamtmarkt vorziehen möchte

und/oder

b) über das Timing meiner Kauf- und Verkaufsentscheidung.

Der zweite Punkt ist jedoch deutlich schwieriger umzusetzen als der erste. Viele Experten sind sogar der Ansicht, dass es nicht möglich ist, über das Timing auf Dauer eine Outperformance zu erzielen. Hier findest Du einen interessanten Podcast, worin diese Ansicht vertreten wird.

Meine Meinung ist jedoch, dass schon das strategische Heraushalten von Cash aus dem Markt eine Timing-Entscheidung darstellt. Auf Grund meiner Annahme, dass die Aktien derzeit zu teuer sind um sinnvolle Investitionen zu tätigen, entscheide ich mich so gezielt aktuell nicht zu investieren. Durch Variieren meiner Cashquote kann ich  meine Rendite weiter optimieren.

Der passive Investor kann sich nach der Auswahl seines Produktes entspannt zurücklehnen und seine durchschnittlichen ca. 7-8 Prozent vor Steuern jährlich kassieren. Er kann auch einem Fondsmanagement den Auftrag erteilen, eine Auswahl vorzunehmen und Ein- und Ausstieg zu timen, wenn er bereit ist, dafür höhere Gebühren zu zahlen.

Welche 3 Gründe sprechen für aktives Investieren?

1.Der Lerneffekt

Beim aktiven Investieren steht mir das gesamte Portfolio aller Aktien der Welt in beliebiger Zusammenstellung zur Verfügung. Aus dieser Palette einzelne Investments auszusuchen, zu analysieren und letztlich zu kaufen bedeutet, dass ich mich mit wirtschaftlichen Zusammenhängen und Kennzahlen beschäftigen kann. Ich lerne verschiedene Geschäftsmodelle kennen und verstehen. Wenn ich Geschäftsprozesse und -prinzipien nachvollziehen kann, bin ich in der Lage Entscheidungen eines Managements zu überprüfen. Kurz: Ich lerne extrem viel und erhöhe mein Humankapital.

In meinem Beitrag zum Aufbau einer Vermögensstruktur habe ich 2016 noch folgendes geschrieben:

 

„Mein Ziel ist es nicht, einen Vergleichsindex zu schlagen. Ich bin mir bewusst, dass sich weltweit haufenweise Analysten, Fondsmanager, Berater, Ökonomen und andere Experten permanent damit beschäftigen, die besten Geldanlagemöglichkeiten zu finden und diese zu nutzen. Als kleiner Privatanleger, ohne berufliche Berührungspunkte mit der Finanzbranche, geschweige denn Fachausbildung in diesem Bereich, bilde ich mir nicht ein, schlauer zu sein, als all diese Fachleute in ihrem Beruf. Mein Bestreben ist es vielmehr, ein besseres Ergebnis zu erzielen, als ich es mit herkömmlichen Geldanlageprodukten schaffen kann.  Konkrete Investments wähle ich aktiv aus, weil es mir Spaß macht. Ich beschäftige mich gerne mit diesem Thema, aber ich lege mein Geld nicht aktiv an, weil ich davon ausgehe, besser zu sein als der Gesamtmarkt oder ein Experte. Mein konkretes und ambitioniertes Renditeziel dient lediglich dazu, meinen Sportsgeist anzutreiben und das bestmögliche Ergebnis zu erreichen.“

Über zwei Jahre später hat sich meine Meinung dazu grundlegend geändert. Mittlerweile bin ich der Ansicht, dass es mir gelingen kann durch aktives Investieren den Gesamtmarkt dauerhaft zu schlagen. Vielleicht denkst du jetzt, ich sei größenwahnsinnig oder überheblich geworden, schließlich schaffen das die wenigsten Fondsmanager. Ich verfüge einfach nur auf Grund größerer Erfahrung und stetiger Weiterentwicklung über das Selbstbewusstsein ernsthaft zu sagen, dass ich das schaffen kann.

Gegenüber einem Fondsmanager habe ich als aktiver Investor noch weitere Vorteile auf die ich später noch etwas näher eingehen möchte. Außerdem ist diese Art zu investieren sehr kostenarm. Im Gegensatz zu einem Fonds oder ETF muss ich nicht erst einen gewissen Kostenrückstand aufholen, was mich direkt zum nächsten Punkt bringt:

2.Das Einsparen von Investitionskosten

Mit wachsendem Depot wachsen auch die Gebühren, die ich für die Verwahrung von Fonds– oder ETF-Anteilen an die Fondsgesellschaft zahlen müsste. Bei einer direkten Investition in eine Aktie zahle ich zwar auch Transaktionskosten, doch die sind nicht laufend zu entrichten, sondern müssen nur je einmal beim Kauf und dann wieder beim Verkauf gezahlt werden.

Beim passiven Investieren wollen die zwischengeschalteten Dienstleister natürlich für ihr Management bezahlt werden. Als aktiver Investor muss ich mich logischerweise nicht selbst bezahlen.

Welche Gebühren sich mit den Jahren bei Fonds- oder ETF-Produkten mit den Jahren zusammenrotten, habe ich dir im Artikel Was euch die Tasse Kaffee beim Bankberater wirklich kostet, bereits vorgerechnet. Diese Gebühren muss ich nicht erst wieder hereinholen. Stattdessen wird nach Abzug der Transaktionskosten jeder investierte Euro voll dem Zinseszinseffekt unterworfen.

Beispiel:

Investiere ich 50.000 Euro in einen ETF mit 0,8 Prozent TER, kostet mich das Halten und Nichtstun jährlich 400 Euro.

Investiere ich 50.000 Euro in einen aktiv gemanagten Fonds mit 2,0 Prozent TER, kostet mich das Halten und Nichtstun jährlich 1000 Euro.

Investiere ich 50.000 Euro in Einzelaktien kostet mich das Halten und Nichtstun jährlich nichts.

Für mich ist das kein Grund ETF-Produkte immer vollständig aus einem Depot herauszuhalten. Die Beimischung von ETF kann aus Gründen der Diversfikation manchmal Sinn ergeben, wenn dieser Vorteil den Kostennachteil überwiegen sollte. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass mein Portfolio eine Grenze hat, ab wo es für mich lohnender ist, zusätzliches Kapital in Einzelaktien zu investieren statt weiterhin etwaige ETF aufzustocken.

Mein aktuelles Aktiendepot hat Anschaffungskosten in Höhe von 0,48 Prozent verursacht. Einmalig. Nicht laufend.

3.Individuelle Gestaltung möglich

Als aktiver Investor kann ich selbstbestimmt handeln und bin im Gegensatz zu einem Fondsmanager nicht an Fondsregeln gebunden. Ich bin davon überzeugt, dass ich so BranchenRegionen oder Unternehmen finden und auswählen kann, die mir in den nächsten Jahren eine überdurchschnittliche Rendite einbringen werden.

Ich muss mich nicht an Risikokennzahlen halten und auch kein Window-Dressing betreiben um mein Depot zu bestimmten Jahreszeiten aufzuhübschen. Ich kann  auch in Aktien investieren, die für bestimmte Fonds tabu sind, weil sie nicht den Regeln entsprechen. Wenn ich mir meinen Fonds oder ETF ausgesucht habe, muss ich damit leben, was mir Manager oder Index vorsetzen. Ansonsten stehen mir grundsätzlich erst einmal alle Aktien zur Verfügung. Ich bin niemandem zur Rechenschaft verpflichtet. Außer mir selbst.

Der Vorteil einer Aktie ist, dass sie maximal um 100 Prozent fallen, jedoch unendlich steigen kann. Die Investition in Einzeltitel macht es möglich, Aktien zu finden, die sich langfristig vervielfachen. Ein Fonds oder ETF enthält immer auch eine gewisse Anzahl an Graupen, die diese Performance wieder nach unten ziehen. Auch wenn es sehr schwierig ist, solche Kursraketen zu finden, ist es mit einem passiven Aktienkorb von vornherein ausgeschlossen von Tenbaggern oder besser voll zu profitieren. Das klappt natürlich nur, wenn ich in meinem Depot keine oder nur extrem wenige Graupen habe.

Wenn ich als Anleger den Wunsch habe, in moralisch unantastbare Unternehmen zu investieren, ist das über einen Fonds oder einen ETF nur schwer möglich. In einem MSCI World befinden sich mehr als 1700 Unternehmen. Darunter sind in jedem Fall genug, die man zumindest moralisch fragwürdig finden kann. Man kann mittlerweile zwar in saubere Ethikfonds investieren, jedoch wird das auf Grund anspruchsvolleren Managements oft mit höheren Gebühren einhergehen.

Mittlerweile gibt es immer mehr ETF, die speziellere Anlageziele befriedigen. Man kann leicht den Eindruck gewinnen, dass die Finanzindustrie für alles und jeden einen ETF auf den Markt wirft. Auf ETF in Schwellenländern für steigende Kurse, ETF in Schwellenländern für fallende Kurse, ETF in Schwellenländern für fallende Kurse ohne Pakistan, ETF in Schwellenländer für fallende Kurse mit Pakistan geheblt und so weiter und so fort. Wir sind aber selbst schuld, denn die Nachfrage für sowas wird durch uns gestellt.

Wenn du etwas darüber erfahren möchtest, wie die Fondsbranche eine feine Idee vermurkst, kann ich dir den Artikel Etikettenschwindel bei ETF empfehlen.

Mit diesen Produkten wird der Gedanke des passiven Investierens, der ja beinhaltet alle Aktien zu kaufen und sich nicht weiter groß damit zu beschäftigen, ad absurdum geführt. Trotzdem ist die Art der Selektion völlig unvollständig, weil Graupen in so einem ETF weiterhin mitschwimmen. Das hat für mich nichts mit individueller Gestaltung zu tun.

Hat dir der Beitrag gefallen? Dann teile ihn doch mit deinen Freunden oder abonniere meine Facebookseite! Welche Anlagephilosophie verfolgst du? Investierst du aktiv oder passiv? Oder beides? Ich freue mich auf Kommentare!

Im kommenden Artikel geht es um die Voraussetzungen, die ein aktiver Investor mitbringen sollte.

Bild: © panthermedia.net /gustavofrazao

* = Affiliate Link

Mein Blog enthält auf einigen Seiten auch Affiliate-Links. Falls ihr euch für ein Produkt entscheidet und es über meinen Link erwerbt, unterstützt ihr damit meine Arbeit, denn ich erhalte so eine kleine Provision. Wer hier schon häufiger mitgelesen hat, weiß, dass ich hier keinen Mist, sondern nur eine einige wenige ausgewählte und hochwertige Produkte empfehle, die ich selber verwende, mit denen ich umfassende eigene Erfahrungen gemacht habe und/oder von deren Mehrwert ich überzeugt bin. Wenn ihr auf einen so gekennzeichneten Link klickst, entstehen euch keine Nachteile oder Kosten. Manchmal kann ich mit dem Anbieter einen kleinen Rabatt für ein Produkt aushandeln, aber in vielen Fällen zahlt ihr denselben Preis wie woanders auch. Bei Fragen meldet euch einfach. 

Wichtiger Hinweis zu § 85 WpHG – Haftungsausschluss

Die hier vorgestellten und besprochenen Geldanlagen befinden sich teilweise in meinen privaten Depots oder auf der Beobachtungsliste. Alle Beiträge dienen lediglich der Information oder der Unterhaltung. Sie stellen ausdrücklich keinerlei Empfehlung oder Kaufaufforderung dar. Ich leiste keine rechtsgeschäftliche Anlageberatung und kann diese auch nicht ersetzen. Dies gilt für sämtliche Kommunikationswege. Bei den hier erläuterten Anlageentscheidungen handelt es sich um meine subjektive Meinung. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Geldanlagen immer mit Risiken behaftet sind, die bis zum Totalverlust führen können. Eine Haftung für eure Anlagenentscheidungen kann ich nicht übernehmen. Ihr handelt eigenverantwortlich und auf eigene Gefahr. Vor einer Anlageentscheidung empfehle ich euch die Inanspruchnahme einer professionellen Beratung.

11 Comments

  1. Rockblack

    Hi Marco,

    eine tolle Website mit interessanten Ausführungen und Infos, finde ich super.

    Rational kann ich den Ansatz aktiv auf Einzeltitel zu setzen, nicht nachvollziehen. Viele hochverdiente Wissenschaftler (z.b. Eugene Fama) haben überzeugend in ihrer EMH Theorie (Efficient Market Hypothesis) dargelegt, dass alle verfügbaren Informationen vom Markt automatisch eingepreist werden.
    Somit stellt sich die Frage: Warum denkst du, dass Du bessere Informationen oder sonstige Einblicke hast als ALLE RESTLICHEN (!) Marktteilnehmer.

    Anders formuliert: In allen Investmenbanken der Welt sitzen gut ausgebildete Profis und Analysten, welche nichts anderes tun als den ganzen Tag den Markt nach Arbitrage-Möglichkeiten (also inkorrekt eingepreiste Assets) zu durchforsten. Sollte eine solche Aktie/Unternehmen mit Sicherheit identifiziert werden können, würde die Bank alle verfügbaren Mittel in diese Aktie schieben – folglich würde sich die Unterbewertung wieder aufheben.

    Frage: Wieso glaubst du, dass Du (no offense: als Einzelperson, ohne Zugriff auf eine ähnlich tiefe Informationen wie professionelle Analysten) besser und schneller bist, als die Investmentbanken dieser Welt?

    Zweite Frage: Wenn einen erfolgreichen Deal mit einer Aktie machst, muss es auf der anderen Seiten jemanden geben, welcher die die Aktie verkauft hat und somit einen schlechten Deal durchgeführt hat.
    Wieso glaubst du, dass Du in der Mehrheit der Fälle der „Gewinner“ bist?

    Viele Grüße!

    1. Marco

      Hallo Rockblack,

      deine Fragen sind natürlich sehr berechtigt. Ich glaube nicht, dass ich besser oder schneller bin als die Investmentbanken dieser Welt. Früher war das nicht mein Ziel, sondern ich wollte einfach nur besser sein als Tagesgeld. Mir hat das aktive Investieren auch noch großen Spaß gemacht. Heute habe ich die Hoffnung, dass ich meine Vergleichsindizes langfristig outperformen kann. Je länger ich dabei bin und meine Fähigkeiten verbessern kann, desto näher komme ich diesem Ziel. Ob es am Ende klappen wird, kann ich natürlich nicht sagen.

      Als Privatanleger haben wir auch bestimmte Vorteile , die wir bei diesem „Wettstreit“ gegen die Profis in die Waagschale werfen können. Wir unterliegen nur unseren eigenen Regeln und Vorgaben und können bei Bedarf sogar davon abweichen. Die Profis können das nicht und müssen teilweise wider besseren Wissens handeln. Einfach weil es die Regularien so vorsehen. Sie stehen unter einem gewissen Druck schnelle Ergebnisse erzielen zu müssen, weil der Kunde diese Erwartungshaltung hat. Diesem Druck unterliege ich nicht.

      Die Alternative zu meiner Vorgehensweise ist es, die Produkte dieser Investmentbanken zu kaufen. Zu ihren Konditionen. Verzichte ich auf diesen Vermittler, habe ich eine Kostenersparnis, die mir wieder einen kleinen Vorsprung verschafft.

      Bei allen technischen Möglichkeiten der Profis können diese auch nur die Daten der Vergangenheit analysieren. Für die Prognose von zukünftigen Szenarien benötigt man eine Fähigkeit, die eine Maschine nicht hat und die man keinesfalls unterschätzen sollte gesunden Menschenverstand. Um zum Beispiel zukünftige Kundenbedürfnisse zu prognostizieren kannst du einfach keine Maschinen befragen. Dafür musst du die Menschen kennen und einschätzen können. Da sehe ich uns im Vorteil.

      Die These deiner zweiten Frage sehe ich etwas anders. Wenn ich jemandem eine Aktie für 50 Euro abkaufe und sie steigt im Anschluss auf 75 Euro ist der Verkäufer nicht automatisch der Verlierer. Schließlich kann er die Aktie für 5 Euro gekauft haben.

      Ich versuche einfach strategisch vorzugehen und möglichst wenig Fehler zu machen. Am Markt gibt es eine Menge Anleger, die eine Aktie kaufen weil sie fällt oder weil „gegessen wird schließlich immer“ oder weil Elektromobilität die Zukunft sein könnte oder weil die Deutsche Bank sich schon wieder fangen wird, denn die gibt es ja schon lange und die kennt auch jeder. Ich schaue nur darauf, dass ich bei 10 Investmententscheidungen deutlich häufiger richtig liege als falsch. Ich möchte so nah wie möglich an die 10 richtigen Entscheidungen kommen. Welcher Weg am Ende der richtige ist, wird man leider immer erst am Ende wissen. Es gibt für beide Seiten sehr gute Argumente. Das ist der Weg mit dem ich mich wohl fühle. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

      Viele Grüße und besten Dank für deinen tollen Beitrag zu dieser hochinteressanten Diskussion!

      Marco

      1. Rockblack

        Hallo Marco,

        Ich kann deine Beispiele nachvollziehen, stimme jedoch nicht immer mit der Interpretation überein.

        In deinem Beispiel des Aktienkaufs berücksichtigst du nicht, dass der Verkäufer der Aktie zwar 5 EUR Gewinn zu seinem ursprünglichen Einkaufskurs realisiert, aber gleichzeitig auf die zukünftigen 25 EUR Wertsteigerung verzichtet. Nur dieser „Verzicht“ auf den zukünftigen Kursgewinn ermöglicht es ja dir genau diesen einzufahren.
        In Summe müssen diese Geschäft ein „Nullsummenspiel“ darstellen.

        Dies ist auch das wesentliche Argument für passives Investieren. Die durchschnittliche Marktrendite von ca. 6-8% (auf lange Anlagezeiträume gesehen) kann jeder mit einem globalen ETF einfahren.
        Wenn Du als aktiver Marktteilnehmer eine Outperformance von +2%, dann muss es einen anderen Marktteilnehmer geben, welcher eine Underperformance von -2% realisiert.

        Ich glaube sogar, dass dir dies in einigen Jahren gelingen kann. Ich glaube jedoch nicht, dass es dauerhaft möglich ist den Markt zu schlagen – vor allem nicht über sehr lange Anlagezeiträume.
        Dies haben bis dato auch nur eine handvoll von aktiven Anlegern (siehe Bershire Hathaway o.ä.) geschafft – und diese wurden dann von Legenden/Ausnahmetalenten wie Warren Buffet geleitet.

        Somit komme ich – für mich persönlich – zu der entscheidenden Frage:
        Wie wahrscheinlich ist es, dass ich/man/du dauerhaft und langfristig den Markt outperformt, wenn dies in der Vergangenheit nur absoluten Koryphäen nachhaltig gelungen ist?

        Ich sehe, dass du diese Frage für dich bejahen kannst. Ich respektiere deinen Einsatz und deine Zuversicht in dieser Sache. Dennoch bleiben mir persönlich Restzweifel.

        Ich bin von einem aktiven Ansatz aus den dargelegten Gründen nicht überzeugt.
        Akzeptiere aber natürlich andere Meinungen – „let’s agree to disagree“ wie unsere amerikanischen Kollegen sagen.

        Wenn du dein Markt dauerhaft outperformst, würde ich mich für dich freuen!

      2. Marco

        Du hattest mit den Begriffen „Gewinner“ und „Verlierer“ gearbeitet. Mit 5 Euro Einkaufspreis und 50 Euro Verkaufspreis sehe ich denjenigen nicht als „Verlierer“. Auch wenn ihm weitere Kursgewinne entgehen.

        Ich kann die Frage nach der Wahrscheinlichkeit einer Outperformance nicht seriös beantworten. Restzweifel habe ich natürlich auch, aber in ein paar Jahren sind wir schlauer. Wenn ich irgendwann nicht mehr bereit sein sollte, die entsprechende Zeit für aktive Selektion aufzubringen, werde ich auf die passive Seite wechseln. Letztlich legst du sehr gute Argumente für diese Philosophie auf den Tisch. Meine hatte ich bereits platziert. Schauen wir mal.

  2. Ferhat

    Hi Marco,

    ich investiere auch aktiv in Aktien. Es macht mir einfach Spaß, mich mit den Geschäftsmodellen der Unternehmen zu beschäftigen. Außerdem denke ich, dass der Markt bei Nachrichten und aufgrund ander psychischer Faktoren oftmals den Preis übertrieben in eine Richtung lenkt. Wenn dies bei einer Qualitätsaktie in Richtung Boden passiert, kaufe ich.

    Aktuell investiere ich in G&E, Bayer, AT&T und IBM. Auch BMW wird bespart.

    Was hältst du von den oben genannten Aktien?

    Schöne Grüße
    Ferhat von Dividendenfluss

    1. Marco

      Hey Ferhat,

      genauso sehe ich das auch. Die von dir genannten Aktien erfüllen meiner Meinung nach alle dein Attribut „Qualitätsaktie“. Bei dem überwiegenden Teil bin ich noch nicht in eine Analyse eingestiegen und habe sie auch nicht auf meiner Watchlist. Ich möchte daher an dieser Stelle kein unvorsichtiges Halbwissen kundtun.

      Bayer finde ich allerdings aktuell sehr spannend. Das ist ein Unternehmen, das ich eigentlich zunächst auch nicht auf meinem Zettel hatte. Mitte August 2018 stand die Aktie bei rund 83 Euro und damit ca. 40 Prozent unter dem Hoch von 2015, welches damals bei über 140 Euro lag. Zudem war die Dividendenrendite auf einem historisch hohen Niveau. Aus diesem Grund bin ich dann bei Bayer einmal etwas tiefer in die Thematik eingestiegen.

      Der Rückgang der Gewinnentwicklung in 2016 resultiert aus der Übernahme des weltgrößten Saatgutherstellers Monsanto, von der ich mir langfristig einen positiven Effekt verspreche. Nach einem aktuellen Gerichtsurteil wurde Bayer kürzlich zu einer Schadensersatzzahlung von 285 Mio. Euro verurteilt, da das Unkrautvernichtungsmittel „Glyphosat“ von Monsanto in einem konkreten Fall zum Ausbruch einer Krebserkrankung geführt haben soll. Die Anleger befürchten nun einen Nährboden für weitere Sammelklagen.

      Oftmals wird ein solches Urteil im Rahmen einer Revision noch deutlich entschärft. Im Fall von Bayer gehe ich davon aus, dass es so kommen wird, da mir kein wissenschaftlich belegter Nachweis für die Schädlichkeit des umstrittenen Pflanzenschutzmittels bekannt ist und Bayer sehr viele Studienergebnisse dazu vorliegen. Dazu kommt, dass Bayer auf Grund des Vertriebs von Medikamenten naturgemäß sehr prozesserfahren ist.

      Selbst wenn die Strafen saftig ausfallen sollten, sind die fundamentalen Kennzahlen von Bayer weiterhin sehr vielversprechend. Selbst im absoluten Worst-Case sollte sich das Unternehmen mittelfristig davon wieder erholen können. Dieses Szenario halte ich jedoch für ziemlich unwahrscheinlich. Vielmehr gehe ich davon aus, dass Bayer relativ glimpflich davon kommen wird

      Nach sorgfältiger Abwägung der Risiken, die sich durch die möglichen Klagen ergeben, mit den Chancen durch weiterhin steigende Gewinne und Einspareffekte, hielt ich ein langfristig orientiertes Investment in Bayer für lohnenswert und bin erst vor kurzem mit einer ersten Position in die Aktie eingestiegen. Zudem bin ich der Ansicht, dass die Befürchtungen hoher Strafzahlungen nach dem Kursrückgang im aktuellen Aktienpreis bereits enthalten sein dürften.

      Du hast bestimmt mitbekommen, dass zufällig heute zwei Vorstandsmitglieder eigene Aktien in größerem Umfang gekauft haben. Interessant ist vielleicht, dass beide auf Grund ihrer jeweiligen Position im Unternehmen einen guten Einblick in die Problem um Glyphosat haben dürften. Bin mal gespannt, ob das für etwas mehr Vertrauen bei den anderen Anlegern sorgen wird.

      Schöne Grüße

      Marco

  3. Dominik von depotstudent.de

    Guter Artikel!

    Lerneffekt und individuelle Gestaltung würde ich auch so unterschreiben. Den Punkt mit den Kosten aber nur so halb. Bei aktiven Fonds ist das durch die sehr hohen Gebühren auf jeden Fall noch zutreffend, bei ETFs finde ich das aber nicht ganz gerecht. 😉 0,8 % TER sind schon sehr ordentlich! Wer sich einigermaßen günstige ETFs raussucht, kommt eher in Richtung 0,3 % TER. Zumindest kann man sich ein Weltportfolio locker mit der Hälfte der hier angegebenen TER zusammenbauen. Bei meinem süßen kleinen Studenten Depot sind es um die 0,35 % TER. (siehe https://depotstudent.de/das-studenten-depot-juni-2018/ )
    Wie aber richtig geschrieben wurde, bekommt man ja auch etwas Tolles dafür. Diversifikation. Und zwar eine bessere Diversifikation, als man es mit 10 oder 20 Einzeltiteln schaffen würde… Ist ja nicht so, dass man hier für etwas Unnötiges bezahlen würde. 😀

    Ich investiere also (bis jetzt) lediglich passiv.

    Noch etwas dazu: „Im Gegensatz zu einem Fonds oder ETF muss ich nicht erst einen gewissen Kostenrückstand aufholen“
    Bei einem ETF hat man auch keinen Kostenrückstand, das gibt es nur beim aktiven Fonds durch den Ausgabeaufschlag. Beim ETF werden die Gebühren ja anteilig an jedem Tag entnommen, sodass man hier keinen unmittelbaren Nachteil bzgl. Zinseszins hat. Der Effekt ist da eher klein, wird über die Zeit aber natürlich bemerkbar.

    1. Marco

      Hallo Dominik,

      wie bei Daniel, können wir uns auch gerne auf niedrigere Kosten bei ETF einigen. Ich habe einen beispielhaften Wert gewählt, ohne einen exakt fundierten Durchschnittswert zu ermitteln.

      Diversifikation ist super, wichtig und sinnvoll. Ich bin auch der Ansicht, dass 20 Werte besser sind als zehn. Aber für mich gibt es irgendwann auch eine Obergrenze ab wann Diversifikation bei mir nicht mehr so im Fokus steht. Ob ich zum Beispiel jetzt 50 Unternehmen oder 1500 in meinem Depot habe ist mir in dieser Hinsicht egal. Mein Anlagehorizont ist lang und ausreichend genug, dass ich mein Augenmerk dann irgendwann mehr auf die Rendite lege. Eine besonders geringe Volatilität ist mir zum Beispiel nicht besonders wichtig. Auch ist ein Depot mit 20 oder 30 Einzeltiteln auf Grund der Globalisierung heutzutage deutlich breiter aufgestellt als noch vor zehn oder zwanzig Jahren.

      Sobald ich einen Kostenabzug habe, habe ich einen Nachteil im Vergleich zu etwas ohne laufende Kosten. Egal, wie groß oder klein dieser ausfällt, ich muss ihn erst wieder hereinholen.

      Du sagst, dass du „bis jetzt“ passiv investierst. Gibt es Gedankenspiele bei dir zukünftig aktive Anlagen zu ergänzen? Oder planst du irgendwann vollständig auf aktives Investieren umzusteigen? Ich fände es interessant zu wissen, was dich diesbezüglich umtreibt. Übrigens gratuliere ich dir zu deinem „süßen, kleinen“ Studentendepot. Ich wünschte, ich hätte damals so früh angefangen, wie du.

      Schöne Grüße
      Marco

    2. Dominik von depotstudent.de

      Hi Marco,

      da hast Du natürlich recht. Den abnehmenden Grenznutzen gibt es auch bei Diversifikation. Ich zahle diese 0,35 % TER im Moment trotzdem relativ „gerne“, da ich so keinen besonderen Aufwand bei der Auswahl habe.

      Konkrete Gedankenspiele gibt es bislang noch nicht, die ETFs gefallen mir ganz gut. 🙂 Ich kann mir trotzdem vorstellen, dass mir das zukünftig irgendwann mal zu langweilig wird und ich mir ebenfalls gezielt Unternehmen raussuchen und deren Geschäftsmodelle analysieren (und verstehen) möchte.

      Der Optionshandel hört sich für mich auch recht verlockend an, da man damit doch noch ein paar Prozent Zusatzrendite erwirtschaften kann bei einem grundsätzlich rein passiven Ansatz. Ohne dass man sehr große Risiken eingehen muss. Das mit dem Optionshandel wird aber bestimmt noch etwas brauchen bis im mich da rantaste.

      In nächster Zeit bleibe ich daher wohl noch beim passiven Investieren.

      Was mich momentan sonst noch umtreibt ist das Investieren auf Kredit. Da habe ich eine (mittlerweile recht ausführliche) Artikelserie gestartet, um das alles mal durchzurechnen:

      https://depotstudent.de/ausgangssituation-mit-wenig-kapital-zum-dicken-depot/

      Wäre sehr interessiert, was Du davon hältst. 😀

      Liebe Grüße
      Dominik

  4. Daniel

    Das Beispiel mit den 0,8% TER für einen ETF entspricht leider nicht der Realität:
    – ETFs die einen weltweiten Index abbilden (MSCI World) gibt es schon mit einer TER < 0,2%.
    – ETFs auf den S&P500 gibt es ab 0,05% TER . ETFs auf den DAX < 0.1%.

    Die tatsächliche Differenz zum Index ist vor allem bei den ETFs auf Standard-Indizes oft sogar geringer als die TER, so dass die laufenden Kosten auch bei großen Positionen vernachlässigbar sind.

    Die 0,8% bezahlt man höchstens für irgendwelche Nischen-ETFs, und selbst da muss man suchen, bis man einen entsprechend teuren findet.

    1. Marco

      Hallo Daniel,

      ich gebe dir dahingehend recht, dass es am Markt ETF-Anlagen deutlich günstiger als meine beispielhaft gewählten 0,8 % gibt. Du kannst genauso mit niedrigeren Werten rechnen. Trotzdem gibt es sehr viele Produkte, die preislich in dem von mir genannten Bereich liegen. Emerging Markets-ETF, ETF auf die größten BRIC-Staaten und auf den SDAX liegen oft in diesem Preisbereich. Diese Produkte würde ich persönlich nicht unbedingt unter Nischen-ETF zusammenfassen.

      Schöne Grüße
      Marco

Schreibe einen Kommentar zu Rockblack Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert