Henkel AG & CO.KGAA: Mein erster Besuch bei einer Hauptversammlung

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Vor kurzem habe ich mit dem Besuch bei der Hauptversammlung von Henkel AG & CO.KGAA  zum ersten Mal eine Versammlung der Aktionäre eines börsennotierten Unternehmens besucht. Ich hatte die Aktie am Record-Date (18.03.) im Depot und wurde von meiner Depotbank darüber informiert, dass ich zur Teilnahme berechtigt sei.

Damit es alleine nicht zu langweilig wird, habe ich über die ING* eine zweite Eintrittskarte bestellt, meine Stimmrechte halbiert und meine Mum mitgenommen. Meine Mum hat mit der Börse eigentlich nichts am Hut, hatte aber großes Interesse am gesamten Drumherum und wollte das gerne einmal miterleben. Ich glaube, sie hat tagelang darüber nachgedacht, welche Klamotten wohl angemessen sein würden.

Die Veranstaltung fand am 08.April um 10:00 Uhr im CCD Congress Center in Düsseldorf statt. Nach der Sicherheitskontrolle gelangten wir ins Foyer und konnten uns einen Überblick über die verschiedenen Henkel-Produkte verschaffen. In der Presse sollte später von 1400 versammelten Aktionären die Rede sein.

Einen Dresscode gab es offensichtlich nicht. Vom Gammel-Outfit bis zum Anzug war alles vertreten. Mutter war schockiert. Sie hatte eine Ansammlung feiner und reicher Leute erwartet.

Überrascht war ich hingegen, dass man sich während der gesamten Veranstaltung zwischen Saal und Foyer völlig frei bewegen konnte. Man konnte somit die Redebeiträge auch über Bildschirme im Foyer oder im Catering-Bereich verfolgen und musste sich nicht die ganze Zeit im Saal aufhalten. Das führte dazu, dass sich ab 11:20 Uhr kaum noch jemand im Veranstaltungssaal befand und stattdessen alle sich in die Schlange zum Mittagessen drängelten. Es gab Eintopf mit Wursteinlage und eine Kürbis-Ingwer-Suppe mit Brötchen. Als Dessert gab es ein kleines Glas mit Fruchtsalat. Nach dem Essen war ein Großteil der Aktionäre wieder auf dem Weg zum Parkplatz und die Teilnehmerzahl extrem dezimiert.

Die meisten Aktionäre waren augenscheinlich deutlich älter als 60 Jahre. Menschen unter 30 Jahre hat man dort vergeblich gesucht. Das mag sicherlich auch der Uhrzeit geschuldet sein, denn die meisten berufstätigen Aktionäre müssen um diese Zeit arbeiten. Trotzdem war die vorgefundene Situation auch irgendwie ein Statement zur Aktionärskultur in Deutschland. Nach dem „Wurst-Skandal“ bei Daimler 2016 muss ich die Klischees leider voll und ganz bestätigen. Auch wenn sich bei Henkel nicht um das Essen geprügelt wurde.

Inhaltlich gab es natürlich auch einiges zu berichten. In seiner Rede stellte der Vorstandsvorsitzende Hans Van Bylen den Aktionären die wichtigsten Entwicklungen des Geschäftsjahres 2018 dar und erläuterte die Fortschritte bei der Umsetzung der strategischen Prioritäten. Er ging auch auf die Wachstumsinitiativen ein, die das Unternehmen schon zu Jahresbeginn angekündigt hatte und äußerte sich im Hinblick auf die kommenden Jahre.

 

Wie lief das Geschäftsjahr 2018?

Das organische Umsatzwachstum lag bei 2,4 Prozent. Währungseffekte, Akquisitionen und Verkäufe sind hier nicht berücksichtigt. Beim um Sondereinflüsse bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern erzielte man mit 3,5 Milliarden Euro das bisher höchste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte.

Das bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie stieg auf 6 Euro und 1 Cent. Das ist ein Wachstum von 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und damit ebenfalls ein neuer Höchstwert.

Der Free-Cashflow konnte wieder auf 1,9 Milliarden Euro gesteigert und der Schuldenstand weiter verringert werden. Zum Jahresende hatte Henkel 2,9 Milliarden Euro Schulden.

 

Dividende auf Rekordhoch

Auf Basis der guten Entwicklung von Henkel im Jahr 2018 kündigte Herr Van Bylen mit 1,85 Euro je Vorzugsaktie (Stammaktie: 1,83 Euro) die höchste Dividende in der Unternehmensgeschichte an. Außerdem bestätigte er den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr 2019.

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Quelle: henkel.de/investoren-und-analysten

Henkel sei finanziell kerngesund, das profitable Wachstum sei auch in 2018 weiter fortgesetzt worden und Ergebnis und Rendite befänden sich auf Rekordniveau. Das Unternehmen habe sich deshalb dazu entschlossen, zukünftig die Ausschüttungsquote von 25 – 30 Prozent auf 30 – 40 Prozent erhöhen.

 

Ausblick auf 2019

Das wirtschaftliche Umfeld sei weiterhin von Unsicherheit und Volaltilität geprägt. Im kommenden Jahr erwarte man weitere, aber nun etwas schwächere Belastungen im niedrigen einstelligen Prozentbereich durch negative Währungseffekte. Das Unternehmen rechne auch mit anhaltend steigenden Rohstoffpreisen.

Henkel erwartet im laufenden Jahr ein organisches Umsatzwachstum zwischen 2 und 4 Prozent. Die bereinigte Umsatzrendite (EBIT-Marge) soll im Bereich zwischen 16 und 17 Prozent liegen. Für das bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie (EPS) erwartet Henkel eine Entwicklung im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich, aber unterhalb des Vorjahres bei konstanten Wechselkursen.

 

Langfristiger Ausblick

Henkels langfristige Strategie trägt den visionären Namen „Henkel 2020+„. Im Rahmen dieser Strategie möchte man verstärkt auch nachhaltig profitabel wachsen. Hierzu hat Henkel vier strategische Prioritäten definiert:

 

  • Wachstum vorantreiben
  • Digitalisierung beschleunigen
  • Agilität steigern
  • in Wachstum investieren
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Quelle: henkel.de/investoren-analysten

In den vergangenen zwei Jahren habe Henkel bei der Umsetzung dieser Strategie sehr gute Fortschritte gemacht und in allen bereichen zahlreiche Initiativen realisiert. Um zusätzliche Wachstumschancen, vor allem im Konsumentengeschäft, zu nutzen und die Digitalisierung weiter zu beschleunigen, möchte Henkel ab diesem Jahr jährlich rund 300 Millionen Euro zusätzlich investieren. Der Großteil der Mittel solle ins Marketing investiert werden. Diese Ankündigung war keine Neuigkeit mehr, denn sie wurde ebenfalls bereits zu Jahresbeginn gemacht.

Das Thema Nachhaltigkeit spielt bei Henkel seit Jahren eine große Rolle und ist fest in der Unternehmenskultur verankert. Das Unternehmen sieht nachhaltiges Handeln als Wettbewerbsvorteil und hat sich dahingehend ambitionierte Ziele gesetzt. Ziel sei die Entwicklung vollständig wiederverwertbarer Verpackungen mit intelligentem Design und die Erhöhung von Recycling-Materialien auf 100 % ab 2020.

 

Kritik der Aktionäre:

Frau Benner-Heinacher von der DSW (Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz) sprach auf Grund der Lieferschwierigkeiten in Nordamerika und nicht zuletzt wegen der Gewinnwarnung im August 2018 von einem enttäuschenden Jahr auf hohem Niveau.

Angesichts der schwächelnden Autoindustrie und den Rückgang im Smartphone-Geschäft mache sie sich Sorgen um die wichtige und profitable Vorzeigesparte der Klebstoffe. Weiterhin forderte Frau Benner-Heinacher die Rückkehr des Aktienkurses jenseits der 100 Euro-Marke. Positiv bewertet sie die Erhöhung der Ausschüttungsquote, wenngleich bis zur von der DSW geforderten Zielmarke von 50 Prozent noch reichlich Luft nach oben sei.

Herr Buhlmann von der Vereinigung Institutionelle Privatanleger warf dem Management vor, dass man durch die Kursverluste zuletzt 20 Prozent des Aktionärsvermögens vernichtet habe. Zusätzlich würden den Aktionären nun weitere 300 Millionen Euro jährlich für Investitionen genommen, ohne, dass klar sei, was dies letztlich bringen wird.

Fazit:

Die Wahrheit liegt, wie so oft, in der Mitte. Einerseits hat Herr van Bylen das Unternehmen natürlich in einem möglichst positiven Licht dargestellt und sich bei der Darstellung zweier möglicher Kennzahlenvarianten immer für die besser klingende entschieden. Zum Beispiel hat er das bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie vorgestellt und in diesem Zusammenhang von einem neuen Höchstwert gesprochen. Das unbereinigte Ergebnis je Aktie betrug hingegen 5,32 Euro und sank damit im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 8 Prozent.

Die Lieferschwierigkeiten in Nordamerika hat Henkel schon seit dem zweiten Quartal 2018 wieder im Griff und ist dort nun besser aufgestellt als zuvor.

Die Ursache der übrigen belastenden Faktoren liegen nicht im Unternehmen selbst. Und das ist für mich ein sehr gutes Zeichen. Die negativen Wechselkurseffekte waren bei Henkel 2018 so hoch wie nie zuvor. Die Eintrübung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage hat ihren Ursprung in der Unsicherheit über den freien Welthandel, der Einführung von zusätzlichen Zöllen, dem langsameren Wachstum in China und der ungeklärten Brexit-Angelegenheit. Ich stimme Herrn Van Bylen zu, dass 2018 unter diesen Voraussetzungen ein gutes Jahr war.

Jetzt gilt es dies auch in Zukunft fortzusetzen. Denn die Sorgen um die Klebstoffsparte sind leider nicht unbegründet. Das Ausmaß der Gefahren wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass Klebstoffe für fast die Hälfte des gesamten Umsatzes verantwortlich ist.

Die zusätzlichen Investitionen werden das Ergebnis kurzfristig zusätzlich belasten, aber ich bin sicher, dass Henkel damit auf lange Sicht richtig liegen wird. Investitionen sind immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Aber wer nicht investiert, wird über kurz oder lang auch nicht mehr wachsen.

Eine möglichst hohe Dividende ist für die Aktionäre natürlich angenehm. Aber man muss eben auch berücksichtigen, das Geld für Investitionen zur Verfügung stehen sollte. Eine schrittweise Erhöhung der Ausschüttungsquote finde ich deshalb sogar sinnvoll.

Seit 2003 konnte in jedem Jahr ein Gewinn erwirtschaftet werden. Abschwächungen beim Gewinnwachstum haben in dieser Zeit nie die 50 %-Marke erreicht. Trotz vieler Einflüsse von Außen, die es immer geben wird, hat Henkel ein robustes Geschäftsmodell und verdient in allen wirtschaftlichen Situationen Geld bei gleichzeitig geringer Verschuldung. Selbst in Krisenzeiten. Die Umsetzung der strategischen Prioritäten befinden sich auf einem guten Weg.

Die Aktie ist aktuell auf dem Niveau vom Winter 2016. Nur heute beträgt der Gewinn je Aktie rund einen Euro mehr als damals. Die moderate Erhöhung der Ausschüttungsquote lässt weiter steigende Dividenden erwarten.

Die Teilnahme an der Hauptversammlung hat mich in meiner Einschätzung bestätigt, dass ich mit Henkel zwar keine Wachstums-Rakete aber dafür ein steig solide wachsendes Unternehmen mit vergleichsweise geringen langfristigen Risiken in meinem Depot habe. Ein Nachkauf kommt für mich derzeit nicht in Frage, da ich mit der aktuellen Positionsgröße zufrieden bin. Für eine Übergewichtung ist mir die Aktie eine Spur zu langweilig.

Muss ich die Hauptversammlung meiner Unternehmen besuchen um mich umfassend informieren zu können?

Nein. Alle Informationen zu den Ergebnissen und Prognosen sind auch im Investor Relations-Bereich von Henkel online frei verfügbar. Die wichtigsten Reden sind dort ebenfalls eingestellt. Das gilt auch für andere Unternehmen. Das Stimmrecht kann man auch per Briefwahl ausüben. Für eine fundierte Investmententscheidung ist eine persönliche Teilnahme aus meiner Sicht nicht erforderlich. Wer sich traut seine Fragen persönlich an das Management zu richten oder wer sich den Ablauf und das gesamte Drumherum einer Aktionärsversammlung inklusive kostenlosem Catering gerne einmal anschauen möchte, dem kann ich einen Besuch bei der Hauptversammlung eines eurer Unternehmen sehr empfehlen. Meine Mum fand es jedenfalls ganz schön aufregend und freut sich schon auf die Bayer-Hauptversammlung am kommenden Freitag.

Henkel_Logo

Stammdaten

WKN: 604840 (St)

ISIN: DE0006048408

Symbol: HEN

Land: Deutschland

Branche: Konsumgüter

Investor-RelationsÜbersicht

Charts und Kennzahlen: Henkel-Aktie (St)

27.01.2019: Torsten Tiedt von AktienfinderHenkel Aktie(n) – Unterbewertet und kaufenswert?

04.12.2018: Philipp von Modern Value InvestingHenkel-Unternehemensanalyse (Youtube-Video)

27.04.2018: Jonathan Neuscheler von AlleAktienHenkel Aktie kaufen: Diese Qualitätsaktie gibt es zu einem fairen Preis*

15.02.2018: Kolja Barghoorn von Aktien mit KopfHenkel Unternehmensanalyse feat. Jonathan Neuscheler

23.12.2017: Jonathan Neuscheler von AlleAktien: Unternehmensanalyse Henkel AG & Co. KGaA: Eine blütenweiße Weste fürs Depot?*

Henkel wurde 1876 gegründet und blickt auf eine über 140-jährige Erfolgsgeschichte zurück. Im Geschäftsjahr 2018 erzielte Henkel einen Umsatz von rund 20 Mrd. Euro und ein bereinigtes betriebliches Ergebnis von rund 3,5 Mrd. Euro. Henkel verfügt weltweit über ein ausgewogenes und diversifiziertes Portfolio.

Mit starken Marken, Innovationen und Technologien hält das Unternehmen mit seinen drei Unternehmensbereichen führende Marktpositionen – sowohl im Industrie- als auch im Konsumentengeschäft: So ist Henkel Adhesive Technologies globaler Marktführer im Klebstoffbereich.

Auch mit den Unternehmensbereichen Laundry & Home Care und Beauty Care ist das Unternehmen in vielen Märkten und Kategorien führend. Henkel beschäftigt weltweit etwa 53.000 Mitarbeiter, die ein vielfältiges Team bilden – verbundendurch eine starke Unternehmenskultur, einen gemeinsamen Unternehmenszweck und gemeinsame Werte.

Die führende Rolle von Henkel im Bereich Nachhaltigkeit wird durch viele internationale Indizes und Rankings bestätigt. Die Vorzugsaktien von Henkel sind im DAX notiert (Quelle: henkel.de/investoren-analysten)

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Bild: © pixabay.de

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Wichtiger Hinweis zu § 85 WpHG – Haftungsausschluss

Die hier vorgestellten und besprochenen Geldanlagen befinden sich teilweise in meinen privaten Depots oder auf der Beobachtungsliste. Alle Beiträge dienen lediglich der Information oder der Unterhaltung. Sie stellen ausdrücklich keinerlei Empfehlung oder Kaufaufforderung dar. Ich leiste keine rechtsgeschäftliche Anlageberatung und kann diese auch nicht ersetzen. Dies gilt für sämtliche Kommunikationswege. Bei den hier erläuterten Anlageentscheidungen handelt es sich um meine subjektive Meinung. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Geldanlagen immer mit Risiken behaftet sind, die bis zum Totalverlust führen können. Eine Haftung für eure Anlagenentscheidungen kann ich nicht übernehmen. Ihr handelt eigenverantwortlich und auf eigene Gefahr. Vor einer Anlageentscheidung empfehle ich euch die Inanspruchnahme einer professionellen Beratung.

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