4 Gründe, warum die Dividende von Aktionären überschätzt wird

5 Gründe gegen die Dividende
Bild: © panthermedia.net /pichetw

Man stößt im Netz oder in Finanzzeitschriften immer wieder auf Beiträge über die Vorteile von Dividenden. Sie werden leider oft missverstanden und manchmal über- und häufig auch unterschätzt. Eine Dividendenstrategie ist keine Allheilmittel für den Erfolg an der Börse. In diesem Artikel geht es darum, warum die Dividende manchmal überschätzt wird.

Warum wird die Dividende von vielen Aktionären überschätzt?

Eigentlich klingt es einfach: Ich suche mir eine Dividendenstrategie aus und mein Vermögensaufbau funktioniert von ganz alleine! Doch leider ist es nicht ganz so leicht. Unerfahrene Anleger gehen dabei oft von folgende Annahmen aus:

"Eine Dividendenstrategie ist die einzige erfolgversprechende Anlagestrategie." "Erfolgreiche, aber nun abgestürzte BlueChip-Dividendenaktien werden langfristig immer steigen und können ruhigen Gewissens immer nachgekauft werden. Schließlich sind es Qualitätsaktien." "Bei anfänglichen Verlusten wird daraus halt eine langfristige Investition. Dann bekomme eben meine Qualitätsaktien zu einem noch besseren Preis."  "Qualitätsaktien zahlen eine hohe Dividende. Aktien mit hoher Dividendenrendite muss ich ich einfach im Depot haben."

Alle vier Annahmen sind falsch. Es kann extrem gefährlich sein, wenn wir unsere Handlungen daran ausrichten. Trotzdem lassen sich mit Dividendenstrategien gute Resultate erzielen. Das passiert nur meistens aus anderen Gründen als viele glauben.

1. Dividenden sind keine Zinsen

Entgegen vieler Headlines sind Dividenden keine Zinsen und auch kein Ersatz für Zinsen. Eine Dividende ist die Ausschüttung eines Unternehmensgewinns. Verändert sich der Gewinn, verändert sich auch irgendwann die Höhe der Dividende. Auch komplette Streichungen sind jederzeit möglich.

Einkommensinvestoren sind immer auf der Suche nach interessanten Dividendenaktien. Jedoch gibt es sehr viele Unternehmen, die eine Dividende zahlen, aber deswegen nicht automatisch erstklassig sind.

2. Steuer

In Deutschland ist die Dividende auf Unternehmensebene, also bevor sie an uns Aktionäre abgegeben wird, bereits mit Körperschafts- und Gewerbesteuer belegt worden. Nachdem sie an uns ausgeschüttet wurde, wird sie nochmal mit Abgeltungs- und/oder Quellensteuer versteuert. Was das für euren Vermögensaufbau bedeutet, möchte ich euch an einem Beispiel erläutern:

Die Aktien A und B sind beide aus Deutschland und notieren am Tag der Hauptversammlung bei 100 Euro. Die Aktie A zahlt keine Gewinnbeteiligung, die Aktie B schüttet 3 Euro aus. Der Aktienkurs von A beträgt am nächsten Tag weiterhin 100 Euro.

Bei Aktie B verhält es sich etwas komplizierter. Hier wird eine Brutto-Dividende von 3 Euro auf das Verrechnungskonto des Anlegers überwiesen und der Aktienkurs notiert am kommenden Ex-Tag nur noch bei 97 Euro, weil der ausgeschüttete Gewinn dem Unternehmenswert entnommen wurde. Dieser Abzug vom Kurs ist übrigens der Grund, warum eine Dividende niemals „der neue Zins“ sein kann.

Nun werden die ausgeschütteten 3 Euro noch mit 26,375 % Abgeltungssteuer und Solidaritätszuschlag versehen. In unserem Beispiel 0,79 Euro. Folglich kommen bei ausgeschöpftem Freibetrag nur noch 2,21 Euro auf unserem Verrechnungskonto an. Das Vermögen des Anlegers der Aktie B beträgt also noch 99,21 Euro (97 Euro Kurswert + 2,21 Euro Nettodividende).

Bei einem hypothetischen Depotwert von 10.000 Euro, einer Dividendenrendite von 3 %, monatlicher Ausschüttung, einer angenommenen jährlichen Rendite von 7 % und bei einer Anlagedauer über 30 Jahre würde euch dieser Effekt rund 7700 Euro im Vergleich zur Aktie A kosten.

3. Wiederanlagekosten

Was tun wir mit der Dividende, wenn sie auf unserem Konto liegt? Wir müssen uns in jedem Fall kümmern. Bei einer Wiederanlage wird eine Ordergebühr fällig, die wir uns sparen würden, wenn dieser Teil des Unternehmensgewinns im Unternehmen verblieben wäre und dort weiter investiert werden würde. Wollen wir die Dividende verbraten, ist das völlig legitim, macht aber den Zinseszinseffekt kaputt.

4. Privatanleger oder Profi: Wer ist der bessere Investor?

Nur wenn wir Privatanleger mit unserer Anlagestrategie eine höher Rendite erzielen können als das Unternehmen es mit dem in ihm verbleibenden Gewinn schaffen würde, bedeutet die Dividendenzahlung einen wirtschaftlichen Vorteil. Wir müssen zusätzlich bedenken, dass wir durch den oben beschriebenen Steuernachteil bereits mit Rückstand in dieses Rennen gehen.

Auch wenn das eigentlich nach einem ungleichen Duell klingt, kommt es doch immer wieder zu Situationen, in denen die Unternehmensführung Teile des Cashflows für überteuerte Übernahmen zu verschwenden droht. In solchen Fällen ist es sicher sinnvoller, wenn die Ausschüttung an uns Aktionäre geht.

Bei einem stark wachsenden Unternehmen wäre eine Ausschüttung an uns wenig sinnvoll. Warum sollten wir auf eine Dividendenausschüttung schielen, die stattdessen im Unternehmen eine Rendite von 20 – 30 % erzielen könnte? So eine Rendite müssten wir erstmal schaffen. Noch verrückter wäre es, wenn das Unternehmen dann hohe Kredite für die Finanzierung eines solchen Wachstums aufnehmen müsste.

Wenn ein Unternehmen eine Dividende ausschüttet, bedeutet das nicht automatisch den heiligen Grahl der Aktienanlage. Trotzdem kann es Sinn machen, sein Geld mit Hilfe einer Dividendenstrategie zu investieren.

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2 Comments

  1. denkfabrik

    Hi,

    Bei der Wiederanlage könnte man natürlich sagen, dass man die Ausschüttungen einfach umschichten kann – praktisch in einen relativ sicheren Hafen ohne Ordergebühr. Der Unterschied von Zinsen sollte auf jeden Fall klar sein, sonst fühlt sich das für Neueinsteiger komplett wie ein Spiel ohne Risiko an.

    LG
    Johannes

    1. Marco

      So ist es. An welchen sicheren Hafen denkst du da?

      VG Marco

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