Der Irrsinn der Finanztransaktionssteuer trifft nur uns Privatanleger

Der Irrsinn mit der Finanztransaktionssteuer
Bild: © pixabay.de/ fsHH

Unser Bundesfinanzminister Olaf Scholz möchte den Kauf von Wertpapieren mit einer Steuer belegen. Die Finanztransaktionssteuer soll helfen die Finanzmärkte sicherer zu machen und eine neue Finanzkrise zu verhindern. Uns wird jedenfalls verkauft, dass so die Zocker im Zaum gehalten werden sollen, indem hochriskante Spekulationsgeschäfte teurer werden. Aber ist das wirklich so? Heute mal ein Artikel außerhalb der Reihe. Am Ende des Beitrages könnt ihr euch dazu noch mit wenig Zeitaufwand für eine wirklich gute Sache engagieren.

In den zuständigen Gremium werden hinsichtlich der Höhe der Steuer derzeit 0,2 % vom Ordervolumen diskutiert. Das Bundesfinanzministerium argumentiert hier, dass die Höhe der Steuer im Verhältnis zu den Depotgebühren den kleineren Anteil ausmachen würde. Die geplante Steuer sei derart ausgestaltet, dass sie hauptsächlich von Banken, Finanzdienstleistern und institutionellen Anlegern zu entrichten sei. Ein langfristig orientierter Privatanleger habe somit deutlich weniger Steuern zu zahlen als professionelle Anleger, die in kurzer Zeit viele Transaktionen durchführen. In absoluten Zahlen mag das stimmen. Prozentual gesehen, zahlen nach jetzigem Stand natürlich alle den gleichen Anteil.

Wer eine Lebensversicherungspolice oder einen Riester-Vertrag hat und glaubt, dass er nicht betroffen sei, irrt sich leider. Die Anbieter investieren euer Geld natürlich auch am Kapitalmarkt, sind dementsprechend von der Steuer betroffen und werden die zusätzlichen Kosten natürlich an euch weitergeben.

Wenn ihr euch den aktuellen Entwurf zur Einführung der Finanztransaktionssteuer noch genauer anschaut, werdet ihr auch feststellen, dass ausgerechnet die hochkomplexen, verschachtelten und kaum zu durchblickenden Wertpapiere, nämlich Derivate, von der Steuer ausgenommen sein sollen. Auch der Hochfrequenzhandel ist nicht betroffen. Ausgerechnet die Anleger, die ihre Wertpapiere nur für Sekunden halten und sie dann versuchen mit Gewinn weiter zu verkaufen.

Das Ziel, nämlich hochspekulative Finanzgeschäfte einzudämmen, ist sicherlich ein ehrenwertes. Aber die Maßnahme um dorthin zu gelangen ist an Ungeeignetheit kaum zu überbieten.

Am Ende des Tages werden die Zocker belohnt. Sie dürfen weiter versuchen das schnelle Geld zu machen. Belohnt werden die, die die letzte Finanzkrise 2008 zu verantworten hatten. Welch ein Hohn. Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich nicht jeden, der ein Derivat im Depot hat in diese Schublade werfen möchte. Ihr wisst was ich meine.

Wenn aber das Glücksspiel weiter gehen kann wie bisher, wen trifft die Steuer denn dann eigentlich? Es sind die Aktionäre! Also die langfristig denkenden und eigenverantwortlich vorsorgenden Privatanleger, die sich nicht länger auf den Staat und seine umlagefinanzierte Rente oder auf Finanzprodukte von der Stange verlassen möchten und ihren Vermögensaufbau lieber in die eigenen Hände nehmen. Das sind die Menschen, die über viele Jahre treu ihren Fonds oder ETF besparen. Die Menschen, die sich an der wirtschaftlichen Entwicklung eines Unternehmens beteiligen möchten. Das ist genauso als würde man eine Steuer auf gesunde Nahrungsmittel und Sportartikel erheben um die Gesundheit der Menschen zu verbessern.

Zinsen gibt es so gut wie nicht mehr. Also benötigen wir Privatanleger seriöse Alternativen zum Sparbuch und Tagesgeld. Die Aktie ist eine prima Alternative. Ein wirkungsvolles Werkzeug für langfristigen Vermögensaufbau, zur Bekämpfung von Altersarmut aber auch neben mehreren anderen eine wichtige Säule für den Erhalt des Vermögens. Mit einer Qualitätsaktie und der nötigen Geduld können wir schwankende Kurse aussitzen und in der Zwischenzeit in Ruhe unsere Dividenden einsammeln.

Wenn innerhalb der Europäischen Union die Einführung einer Banken-Union geplant ist, kann eine solche Steuer doch nur in dieses neu zu schaffende System integriert werden oder? Also sollten auch für alle dieselben Regeln gelten. Warum starten wir in Deutschland jetzt vorab einen Alleingang? Entweder müssen sich die anderen irgendwann nach uns richten oder wir müssen das ganze System wieder rückgängig machen. Oder zumindest anpassen. Mit allen Konsequenzen und Kosten.

Klar, es gibt eine solche Steuer bereits in Frankreich. Allerdings klagt man dort über einen hohen Verwaltungsaufwand, einen geringen Nutzen und schlussendlich über einen Rückgang des Börsenhandels. Fraglich ist, ob man sich das zum Vorbild nehmen sollte.

Bis vor einigen Jahren war der Verkauf von Aktien nach einem Jahr Haltedauer steuerfrei. Warum aber kann ich meine Goldmünzen nach einem Jahr und meine Immobilie nach zehn Jahren steuerfrei verkaufen, aber meine Aktien nicht? Alle drei sind klassische Sachwerte. Warum wird die Altersvorsorge nicht durch Anreize für langfristiges Aktiensparen gefördert? Auf diese Frage verweist das Bundesfinanzministerium gerne immer noch auf staatlich geförderte Vorsorgeprodukte, wie z.B. auf die mittlerweile gescheiterte Riester-Rente.

Kurzum: Eine Finanztransaktionssteuer in der derzeit angedachten Form einzuführen ist eine absolute Farce und argumentativ mitnichten haltbar. Ich bin gerne bereit meinen Beitrag zu leisten und einen Teil meiner Gewinne aus der wirtschaftlichen Leistung eines Unternehmens an dem ich beteiligt bin, der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Aber bitte in einer fairen Art und Weise. Und bitte nicht unter dem Vorwand, dass man mich vor Zockerei und Finanzkrisen schützen möchte.

Der Bundesfinanzminister stellt sich in der Öffentlichkeit gern als Fan des Sparbuchs dar. Mir wäre das in seiner Position im Jahr 2019 eher unangenehm als das ich das laut sagen würde. Trotzdem hoffe ich inständig, dass er die Einführung der Steuer in der geplanten Form noch einmal überprüft und dringend notwendige Anpassungen vornimmt.

Die jüngsten Maßnahmen zur Beibehaltung des Solidaritätszuschlages auf Kapitalerträge und die Abschaffung der steuerlichen Anrechnung von Kapitalverlusten lassen mich stark daran zweifeln. Vielmehr drängt sich der Eindruck einer gezielten Erschwerung des eigenverantwortlichen und selbstbestimmten Kapitalaufbaus auf.

Zum Glück müssen wir uns das nicht völlig tatenlos anschauen: Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (DSW) hat auf ihrer Webseite eine Online-Petition geschaltet, wo ihr euch gegen die geplanten Steuermaßnahmen aussprechen könnt. Dort könnt ihr auch einen Musterbrief an den Bundesfinanzminister herunterladen.

Wer möchte, kann sich hier mit wenigen Klicks für eine wirklich gute Sache engagieren. Es kostet nichts, tut nicht weh, kann aber viel bewirken. Ich stehe in keinem Verhältnis zur DSW und bekomme für Erwähnung oder Link auch keinerlei Gegenleistung. Also macht mit, denn wir haben es selbst in der Hand!

Newsletter

Abonniere meinen Newsletter und bleibe immer auf dem Laufenden!

One Comment

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* = Affiliate Link

Mein Blog enthält auf einigen Seiten auch Affiliate-Links. Falls ihr euch für ein Produkt entscheidet und es über meinen Link erwerbt, unterstützt ihr damit meine Arbeit, denn ich erhalte so eine kleine Provision. Wer hier schon häufiger mitgelesen hat, weiß, dass ich hier keinen Mist, sondern nur eine einige wenige ausgewählte und hochwertige Produkte empfehle, die ich selber verwende, mit denen ich umfassende eigene Erfahrungen gemacht habe und/oder von deren Mehrwert ich überzeugt bin. Wenn ihr auf einen so gekennzeichneten Link klickst, entstehen euch keine Nachteile oder Kosten. Manchmal kann ich mit dem Anbieter einen kleinen Rabatt für ein Produkt aushandeln, aber in vielen Fällen zahlt ihr denselben Preis wie woanders auch. Bei Fragen meldet euch einfach. 

Wichtiger Hinweis zu § 85 WpHG – Haftungsausschluss

Die hier vorgestellten und besprochenen Geldanlagen befinden sich teilweise in meinen privaten Depots oder auf der Beobachtungsliste. Alle Beiträge dienen lediglich der Information oder der Unterhaltung. Sie stellen ausdrücklich keinerlei Empfehlung oder Kaufaufforderung dar. Ich leiste keine rechtsgeschäftliche Anlageberatung und kann diese auch nicht ersetzen. Dies gilt für sämtliche Kommunikationswege. Bei den hier erläuterten Anlageentscheidungen handelt es sich um meine subjektive Meinung. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Geldanlagen immer mit Risiken behaftet sind, die bis zum Totalverlust führen können. Eine Haftung für eure Anlagenentscheidungen kann ich nicht übernehmen. Ihr handelt eigenverantwortlich und auf eigene Gefahr. Vor einer Anlageentscheidung empfehle ich euch die Inanspruchnahme einer professionellen Beratung.