Wie gibt man eine Wertpapierorder richtig auf?

Wertpapierauftrag
Bild: © panthermedia /Faithie

Mehrmals habt ihr mir bisher die Frage gestellt, was hinsichtlich einer Wertpapierorder für eine Aktie oder ein anderes Wertpapier zu beachten ist und wie man eine Wertpapierorder richtig aufgibt.

Auch in diversen Facebook-Gruppen ist es immer wieder ein Thema, so dass ich diesen Komplex mit dem heutigen Blog-Artikel gerne aufgreifen möchte.

Welche Angaben werden für eine Wertpapierorder benötigt?

Wenn ihr eine Aktie oder ein anderes Wertpapier kaufen möchtet, macht es heutzutage Sinn, das über das Internet zu tun.

Ihr könnt eine Wertpapierorder auch telefonisch erteilen, in den meisten Fällen kostet dies jedoch deutlich mehr.

Wer gebührenbewusst mit Aktien oder anderen Wertpapieren handeln möchte, erledigt das ganz einfach online.

Hier könnt ihr eine Demo für die Einstellung einer Wertpapierorder durchlaufen.

Die Demo wird von der ING* zur Verfügung gestellt. Die Eingabemasken unterscheiden sich je nach Depotanbieter in weiten Teilen nur optisch und sind überall ähnlich.

In der Regel müsst ihr bei jedem Depotanbieter folgende Angaben machen, wenn ihr eine Wertpapierorder erteilen möchtet:

1.Welches Wertpapier wollt ihr kaufen?

Ob ihr die Aktie oder die Anleihe eines Unternehmens kauft, ist nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Oft werden auch andere Finanzprodukte, die sich auf das von euch gesuchte Unternehmen beziehen, angeboten.

Wertpapierorder Demokauf Wertpapier auswählen
Quelle: ing.de

Jedes Wertpapier hat aber eine individuelle Kennung. Die WKN (Wertpapierkennnummer) und die ISIN sind hier wichtige Identifizierungsmerkmale. Wenn ihr z.B. die Microsoft-Aktie kaufen möchtet, sucht am besten immer über die WKN oder ISIN und nicht über den Namen „Microsoft“.  

Geht ihr über den Namen, bekommt ihr als Suchtreffer die Aktie, die Anleihe und alle anderen angebotenen Finanzprodukte im Zusammenhang mit Microsoft. Hier kann es leicht zu einer Verwechslung kommen und es kann passieren, das ihr euch nicht das gewünschte Wertpapier ins Depot legt.

Micorosoft hat die WKN 870747. Nur wenn ihr das Wertpapier mit dieser Nummer kauft, kauft ihr die Microsoft-Aktie. Alle anderen Wertpapier mit dem Namen Microsoft sind NICHT die Aktien.

Vor einigen Tagen suchte ein Leser einen Rat, da er versehentlich die ADRs (American Depositary Receipts) statt der Aktien gekauft hatte. Das sind auf US-Dollar lautende Hinterlegungsscheine, die Aktien lediglich verbriefen und die am US-amerikanischen Aktienmarkt und teilweise auch an anderen Börsen gehandelt werden können. Das ist nicht unerheblich, weil ADRs teilweise anderen Risiken unterliegen als Aktien. 

2. Über welche Börse möchtet ihr eure Wertpapierorder erteilen?

Als nächstes müsst ihr einen Handelsplatz auswählen. Worauf ihr dabei achten solltet, habe ich in einem eigenen Artikel erklärt

Wertpapierorder Demokauf Handelsplatz
Quelle: ing.de

3. Wieviele Stücke möchtet ihr kaufen?

Wieviele Anteile ihr kaufen möchtet, wird natürlich auch abgefragt. Bei Anleihen wäre das der Nominalwert. 

Wertpapierorder Demokauf Stückzahl

4. Ihr müsst Angaben zu einem Limit machen.

Weiterhin solltet ihr euch mit der Wahl des richtigen Kurslimits beschäftigen.

Wertpapierorder Demokauf Limit
Quelle: ing.de

Bei großen Unternehmen könnt ihr in den meisten Börsenphasen darauf verzichten und bei entsprechendem Zielkurs möglichst billig kaufen oder teuer verkaufen. 

Entsprechend meiner Strategie kaufe ich Aktien von Unternehmen, die bereits eine lange und erfolgreiche Historie vorzuweisen haben. Diese Aktien werden oft und in großem Umfang gehandelt. Daher verzichte weitgehend Limits. Insbesondere mit Stop-Loss habe ich keine guten Erfahrungen gemacht.

Je illiquider ein Wertpapier ist, desto wichtiger ist es ein Limit zu setzen. Auch in einer Crash– oder Boomphase arbeite ich immer mit einem Limit.

Wenn eure Order erst sehr verzögert ausgelöst wird, weil sich z.B. nicht sofort ein Käufer für euer Wertpapier findet, kann sich der Aktienkurs seit dem Zeitpunkt, an dem ihr die Order eingestellt habt, schon stark verändert haben.

Mit einem Limit minimiert ihr das Risiko böser Überraschungen.

Bei kleineren Unternehmen, wo die Nachfrage nach der Aktie nicht besonders hoch ist, ist der angegebene Kurs erstmal nur ein theoretischer. Der Börsenhändler kann den Geld-Kurs bei Ordereingang noch ändern und nimmt oft den Kurs, zu dem er tatsächlich einen interessierten Abnehmer bzw. Anbieter findet.

5. Wie lange soll eure Order gültig sein?

Wird eure Order aus irgendeinem Grund bis zur von euch festgelegten „Deadline“ nicht ausgelöst, wird sie gelöscht und eure Transaktion kommt nicht zustande. Ein möglicher Grund dafür ist, dass das von euch vorgegebene Limit innerhalb des gewählten Zeitraumes nicht erreicht wird. 

6. Bestätigung der Order

Wenn ihr eure Angaben bestätigt habt, gelangt ihr zu einer Übersichtsseite, wo ihr eure Angaben noch einmal zusammengefasst überprüfen könnt. Stimmt alles, könnt ihr euch, je nach Depotanbieter, z.B. mit einer TAN legitimieren und eure Order bestätigen. 

Wertpapierorder Demokauf Bestätigung

Anschließend erhaltet ihr eine Bestätigung, dass die Order aktiviert wurde und nach der Ausführung bekommt ihr auch einen Abrechnungsbeleg als PDF zugestellt.

Soweit zum funktionalen Ablauf bei der Einstellung einer Wertpapierorder.

Und jetzt noch 4 Experten-Tipps für die richtige Wertpapierorder

Der Value-Investor, Finanzblogger und Buchautor Till Schwalm hat in seinem Buch Einfach Investieren – Grundlagen des Value Investing* sehr schön und umfassend erklärt, was es zusätzlich strategisch zu beachten gilt.

Ich glaube nicht, dass ich das besser gekonnt hätte und möchte euch deshalb gerne die Schlüsselpunkte aus dem entsprechenden Buchkapitel „Wie gibt man einen Wertpapierauftrag richtig auf?“ vorstellen.

 

1. Keine Limit-Aufträge mit langer Laufzeit platzieren

Zur Gültigkeit einer Wertpapierorder gibt Till den Hinweis, dass nach seiner Erfahrung, viele Anleger aus Faulheit langlaufende Limit-Aufträge erteilen, die dann auch noch weit vom aktuellen Kurs entfernt liegen. „Weit entfernt“ definiert er mit mehr als 5 Prozent.

Es mache mehr Sinn, mit einem Auftrag zu warten, bis der Zielkurs erreicht sei und erst dann einen Limit-Auftrag einzustellen, bei dem die Wahrscheinlichkeit höher sei, dass sie auch ausgeführt wird. Ansonsten laufe man Gefahr, eine Übernahme oder Gewinnwarnung zu verpassen.

In seiner eigenen „faulen“ Anfangszeit als Investor ist Till selbst wegen einer langlaufenden Limit-Order auf die Nase gefallen:

"Vier Wochen vor der Übernahme von Aleo Solar durch Bosch hatte ich (am Anfang des Monats) eine Order ultimo (bis Ende des Monats) zum Verkauf geschrieben. Sie war gut 10 Prozent über dem aktuellen Kurs. Am letzten Tag meines Auftrags, am 31.07.2009, schoss die Aktie hoch, ich habe zu meinem Limit verkauft und ca. 30 Prozent Rendite verpasst, da nach Börsenschluss das Übernahmeangebot veröffentlicht wurde."

Till Schwalm, Value-Investor, Finanzblogger, Buchautor

2. Man sollte ein Wertpapier nicht ständig kaufen und verkaufen, sondern Methoden zum langfristigen Handeln erarbeiten

Falls ihr nun vermutet, dass es hier schon wieder, um das auf diversen Finanz-Webseiten viel beackerte Thema Investieren oder Spekulieren geht, liegt ihr falsch.

Till bezeichnet das Aufgeben einer guten Wertpapierorder etwas poetisch als eine Kunst für sich, als einen Tanz mit dem Markt, wo es auf die richtige Abwägung zwischen aggressivem und zurückhaltendem Vorgehen ankommt.

Diese Balance sei besonders für illiquide Nebenwerte wichtig, da bereits kleinere Aufträge spürbare Auswirkungen auf den Gesamtmarkt haben können. „Kontrollierte Offensive“ würde Otto Rehhagel sagen.

Um gezielt einen Wertpapierauftrag (oder auch Wertpapierorder) aufzugeben, benötigt ihr Geduld und die richtige Kontrolle der Emotionen. Ihr solltet diszipliniert vorgehen. Die richtige Ausführung ist die letzte Hürde des Auswahl- und Kaufprozesses eines Wertpapieres und stellt damit eine imaginäre Grenze dar, an der sich entscheidet ob ihr Aktionär oder kein Aktionär seid.

Vor dem Übertritt dieser Grenze solltet ihr noch einmal kurz innehalten und die Situation überdenken. Keinesfalls solltet ihr ständig von der einen auf die andere Seite hin und her wechseln. Um das zu verhindern, schlägt Till zwei mögliche Methoden vor:

3. Definiert einen festen Handelstag in der Woche

Würdet ihr zum Beispiel den Donnerstag als festen Handelstag etablieren, könntet ihr von Freitag bis Mittwoch überlegen, welche Wertpapiere ge- oder verkauft werden sollen und nur am Donnerstag den Auftrag wirklich erteilen.

Der Vorteil bestehe darin, dass ihr nicht zum Spielball des Marktes würdet und somit verhindert, plötzliche und kurzfristige Kursturbulenzen als Ein- oder Ausstiegsmöglichkeiten zu sehen. Denn die meisten Nachrichten, die den Kurs stark beeinflussen, wirken länger als einen Tag.

Oft sieht man, dass auf starke Kursbewegungen am nächsten Tag ähnlich starke Gegenreaktionen folgen. Dies birgt die Gefahr anzunehmen, dass ihr eine günstige Gelegenheit verpasst haben könntet. Meistens fällt eine Aktie jedoch noch viel länger in dieselbe Richtung, so dass ein überhasteter Ein- bzw. Ausstieg überhaupt nicht angebracht ist.

Hierzu bemüht Till als Beispiel den Dieselgate-Skandal bei VW. Selbst wenn man sich zuvor viele Jahre mit dem Unternehmen beschäftigt hat und glaubt, die Produkte, die Märkte und das Geschäft zu verstehen, können Investoren den Umfang und die Konsequenzen einer solchen Nachricht nicht innerhalb eines Tages erfassen.

Wenn ihr wertorientiert investiert, werdet ihr geneigt sein, euch direkt gegen den Markt zu stellen und es besser wissen zu wollen. Es schadet jedoch selten, erst einmal abzuwarten.

In der Verarbeitung kurzfristiger Nachrichten sei der Aktienmarkt sehr effizient, so dass ihr euch sicher sein solltet, langfristig mit eurer Einschätzung zu dem Unternehmen richtig zu liegen.

Nur wenn der Markt einen Fehler macht und die langfristige Perspektive des Unternehmens weiterhin intakt ist, liegt eine tatsächliche Einstiegsmöglichkeit vor.

Nach einem Kursverlust von 40 Prozent hat sich Till selbst auch für die VW-Aktie interessiert und sich aber erst einmal ein Kaufverbot für drei Monate auferlegt. Selbst nach dieser Frist habe er jedoch die Situation nicht umfassend einschätzen können, so dass er damals auf einen Kauf verzichtet habe.

4. Tranchiert euren Einstieg in eine Aktie

Eine weitere Methode zur Verhinderung von wildem Hin- und Her beim Einstieg in eine Aktie, liege darin, den Einstieg in mehreren Tranchen vorzunehmen.

Ihr tätigt die gesamte Investition also nicht mit einer einzigen Wertpapierorder, sondern stückelt sie in mehrere Aufträge.

Weil es selten möglich sei, den absoluten Tiefpunkt zu treffen, habt ihr so noch eine Reserve für einen Nachkauf zur Verfügung.

Berücksichtigen sollte man hierbei natürlich die Auswirkungen der Handelskosten. Mittlerweile kann man z.B. bei Trade Republic Wertpapiere für 1 Euro handeln*

Bei einer Order über 3000 Euro schlägt Till beispielhaft folgende Aufteilung vor: Ist der Ziel-Einkaufskurs erreicht, kauft man Anteile für ein Drittel des zur Verfügung stehenden Betrages. Fällt die Aktie dann um 20 Prozent, wird ein Nachkauf für ein weiteres Drittel getätigt. Das letzte Drittel wird dann investiert, wenn die Aktie um weitere 50 Prozent vom bisherigen Durchschnittskurs fallen würde.

Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass ihr so das sehr unangenehme Gefühl vermeiden könnt, welches sich einstellt, wenn eure Aktie um 50 Prozent nachgibt und ihr euer gesamtes Kapital für die Investition bereits aufgebraucht habt.

In diesem Fall müsste sich die Aktie mehr als verdoppeln, damit ihr wieder ins Plus kommt. Besonders Anfänger nehmen diese Verdopplung nach einem Tief zum Anlass, die Aktie zu verkaufen, da sie sich im Kopf den Zielkurs von 100 Euro als Anker gesetzt haben.

Verluste wiegen in unserer Psyche stärker als Gewinne. Wir ärgern uns mehr über Verluste als wir uns über Gewinne freuen und wollen unter allen Umständen einen erneuten Verlust vermeiden.

Tills Buch enthält noch viele weitere hilfreiche Tipps und Hilfestellungen für angehende Value-Investoren. Ihr könnt es hier gerne bestellen. Weiter unten gibt es auch noch tiefergehende Infos dazu. 

Worauf achtet ihr zusätzlich bei der Erteilung einer Wertpapierorder? Habe ich vielleicht etwas wichtiges vergessen? Ich freue mich auf euren Kommentar!

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Einfach Investieren

Grundlagen des Value Investing

von Till Schwalm

“Kaufe einen Dollar, aber bezahle nicht mehr als 50 Cent dafür.”Warren Buffett hat die Anlage-Philosophie hinter dieser so einfach klingenden Devise zu einem der reichsten Menschen unserer Zeit gemacht: Value Investing – das von Benjamin Graham um 1949 entwickelte Prinzip revolutionierte das Anlegerverhalten und stellte Geldanlage erstmals auf eine wissenschaftliche Grundlage.

Der Finanzanalyst Till Schwalm zeigt mit “Einfach Investieren”, wie jeder Privatanleger von den erfolgreichen Strategien von Warren Buffett & Co. profitieren kann. Er erläutert die Grundlagen, gibt konkrete Tipps und hilft bei den ersten Schritten an der Börse. Die Grundlagen des Value Investing kompakt für Einsteiger aufbereitet.

Die 216 Seiten seines Buches teilt Till in drei Abschnitte. Im ersten Abschnitt „Grundlagen des Investierens“ erklärt er, warum es wichtig ist, sich zu informieren, wie ein Value Investor die Börse, Aktien und Unternehmen sieht und warum es wichtig ist, sich auszutauschen. Hier arbeitet er zudem die Eigenschaften eines Value Investors heraus.

In seinem Mittelteil „Vorgehen beim Investieren“ erläutert er, dass Aktienkurse sich auch unabhängig von der Entwicklung eines Unternehmens bewegen können. Hierbei kann es sogar zu extremen Übertreibungen und auch Krisenszenarien kommen. Till beantwortet die Frage, wie man sich als Value Investor in solchen Phasen verhalten soll. Mit welchen Strategien kann man sich auf einen Crash vorbereiten? Auch wenn jeder Investor unterschiedliche Möglichkeiten und Fähigkeiten hat, gibt es allgemein gültige Regeln, die in der Vergangenheit zu Erfolgen führten.

Im letzten Teil „Analysen zum Investieren“ dreht sich alles um die Unternehmensanalyse. Du lernst hier ein Unternehmen zu verstehen, auf welche Fallstricke Du achten solltest. Auch findest Du dort verschiedene Modelle und Techniken nach dem Vorbild von Benjamin Graham, Phil Fisher und Warren Buffett, die Till seit Jahren selbst anwendet.

Er bewirbt sein Buch als ideal für Einsteiger. Auch wenn es ihm fast immer gelingt, seine Aussagen in einfache Worte zu fassen, finde ich, dass bei Dir erste Vorkenntnisse über die Börse und das aktive Investieren in Einzelaktien vorhanden sein sollten, damit die Thematik Dich nicht erschlägt. Ich mochte das Buch deswegen gerne lesen, weil Till nicht nur versprochen hat, einen praxisorientierten Leitfaden zu schreiben, sondern als einer der wenigen dieses Versprechen auch halten konnte.

5 Comments

  1. Stefan Stulle

    Das mit den nicht liquiden Werten gilt aber wirklich nur bei ganz kleinen Firmen.. Wichtig wäre noch, nicht dort zu platzieren zu müssen, wo schon Volumen dargestellt wird. Du kannst genauso bei der dir genehmen Regionalbörse ordern, wenn das Volumen an anderen Handelsplätzen vorliegt. Der Makler holt sich dann dort die Aktien. Des weiteren bevorzuge ich an den Börsenhandelsplätzen zu ordern, nicht an außerbörslichen, auch wenns da billiger ist. Dafür werden Börsenplätze überwacht, es gibt eine Handelsaufsicht.

  2. Meine Finanzielle Freiheit

    Hallo,
    Danke für den Artikel, den ich gerne gelesen habe. Gleichzeitig frage ich mich, ob der Ratschlag zu tranchieren so sinnvoll ist.
    Sicher ist, dass sich Dein Broker über diese Vorgehensweise freuen wird, da er z.B. Mindestkosten pro Trade jedenfalls verrechnet werden. Die Transaktionskosten sinken ja typischerweise mit höherem Volumen.
    Neben diesem Nachteil für Dich als Investor gibt es aber noch einen weiteren Grund: Letztlich versuchst Du mit dem Tranchieren den Markt zu timen. Du hoffst mit späteren Tranchen einen niedrigeren Kurs erzielen zu können. Das kann sein, muss aber nicht sein. Es könnte auch passieren, dass nie ein niedrigerer Kurs mehr eintritt. Zudem finde ich es etwas bizarr überhaupt jetzt zu kaufen, wenn Du ohnedies vermutest, dass der Kurs später sinken wird. Dann wärst Du ja besser dran, alles später zu kaufen, etc., etc.
    Gern möchte ich daher auf meinen Artikel zum Thema Tranchieren vs. „All In“ hinweisen: https://meinefinanziellefreiheit.com/2017/04/13/grosser-geldbetrag/
    Viele Grüße
    MFF

    1. Marco

      Hallo Lukas,

      ich bin mir sicher, dass Till noch auf deinen Kommentar eingehen wird. Da ich meine Investitionen teilweise auch tranchiere, möchte ich meinen Senf aber auch gerne dazu abgeben. Als langfristiger und wertorientierter Investor erarbeite ich mit meiner Analyse die Annahme, dass mein Investment weit in der Zukunft (z.B. in zehn Jahren) einen höheren Wert haben wird als heute. Und zwar einen deutlich höheren Wert, der auch die durchschnittliche Marktrendite übertrifft, denn sonst kann ich mir das aktive Investieren sparen. Ob der Wert in den nächsten drei, sechs oder zwölf Monaten höher oder niedriger ist, weiß ich nicht. Deswegen finde ich daran auch nichts bizarr, weil ich nicht davon ausgehe, wie sich so ein Kurs so kurzfristig verhält. Weder in die eine noch in die andere Richtung. Ich weiß es einfach nicht. Entwickelt er sich deutlich nach unten, kann ich meinen Einstiegskurs optimieren. Auch wenn es schwer bis unmöglich ist, den optimalen Kurs zu treffen, spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, dem optimalen Einstieg so nahe wie möglich kommen zu wollen. Steigt der Kurs nach meinem Einstieg, bin ich immerhin mit einem Teil dabei. Das ist besser als nicht dabei zu sein. Die Wahrscheinlichkeiten, die du in deinem Artikel anführst, kann ich leider als Beleg nicht anerkennen, weil mir die Herkunft der Werte nicht klar ist. Auch die durchschnittlichen 7 Prozent Marktrendite taugen für diesen Vergleich nicht, da es eine Durchschnittsrendite ist, die ich als aktiver Investor zu übertreffen versuche und weil darin auch die Graupen enthalten sind. Und die vermeide ich ja nach Möglichkeit auch weitgehend. Ich finde, du solltest deine Aussage nicht in den aktiven Bereich herübertragen, da es auf diese Art nicht vergleichbar ist.

    2. Till Schwalm

      Unter reinen Tradingkosten-Gesichtspunkten hast du recht, dann macht tranchieren keinen Sinn.
      Entgegengesetzt zu deiner Annahme, tranchiere ich allerdings, weil ich nicht glaube den Markt timen zu können. Ich tranchiere, aus psychologischen Gründen. Ich glaube nicht daran, den Tiefpunkt zu treffen. Und wenn ich von vornherein alles Investieren, was ich bereit bin in einer Aktie zu halten und diese fällt von meinem Einstiegskurs 50% habe ich psychisch ein Problem. Kann ich dagegen meinen Einstiegskurs verwässern, ist alles gut. Steigt die Aktie ab dem Punkt, wo ich mit einer kleinen Summe eingestiegen bin, ist auch alles gut. Dann hätte ich zwar mit einem vollen Einstieg mehr verdienen können, aber vom psychologischen Aspekt ist es nicht so schlimm. Ich glaube aber, dass wenn man absolut risikoneutral denken kann und keine Emotionen beim Investieren mitbringt mit einer All In Strategie besser abschneidet. Ich habe aber festgestellt, dass der Weg des Tranchierens für mich persönlich und, was ich bisher gesehen habe, auch bei den meisten anderen Privatanlegern der bessere Weg ist, da diesen Anlegern die eigene Psyche oft im Weg steht.

  3. Till Schwalm

    Vielen Dank für den Beitrag!

    Sollte es Fragen an mich (den Autor von „Einfach Investieren“) geben, könnt ihr diese gerne auch hier direkt in den Kommentaren stellen und ich werde sie die nächsten Wochen beantworten.

    Beste Grüsse,
    Till Schwalm

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